Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone ist laut Medienberichten im Rahmen von Ermittlungen
wegen angeblichen Betrugs an einer Stiftung des Salesianerordens befragt worden. Bertone,
selbst Salesianer, begab sich nach einem Bericht der Tageszeitung „Corriere della
Sera“ am Donnerstag für zwei Stunden in die päpstliche Botschaft für Italien in Rom,
um italienischen Staatsanwälten über einen Erbschaftsstreit Auskunft zu geben.
Im
Zentrum der Ermittlungen steht die dubiose Einigung im Streit um das Erbe Alessandro
Gerinis, einem der seinerzeit reichsten Italiener. Dieser hatte den Salesianern nach
seinem Tod im Jahr 1990 ein Vermögen aus Immobilien, Land, Kunstwerken und Geld hinterlassen,
das seither von einer Stiftung des Ordens verwaltet wird. Die Neffen des Verstorbenen
fochten das Testament an. Nach einem langwierigen Rechtsstreit einigten sich die Konfliktparteien
2007 auf Vermittlung Bertones außergerichtlich darauf, dass die Stiftung fünf Millionen
Euro an die Neffen zahlen sollte und elf Millionen an den Anwalt Carlo Moise Silvera,
der die Kläger vertreten hatte.
Die Anwaltsvergütung erhöhte sich jedoch, nachdem
das Erbe geschätzt worden war, wegen einer Vertragsklausel auf 99 Millionen Euro.
Die Stiftung weigerte sich, diesen Betrag zu zahlen, da die Schätzung von einem Bekannten
Silveras, dem Anwalt Carlo Zanfaglia, durchgeführt worden war. Silvera erwirkte daraufhin
vor einem Gericht in Mailand eine Anordnung zur Pfändung von Gütern der Stiftung.
Der Orden verklagte beide Juristen wegen Betrugs. Ein römisches Gericht wies die Klage
des Salesianerordens im November 2012 zurück.
Vor zwei Monaten legte ein Anwalt
Bertones laut „Corriere della Sera“ den Ermittlern neue Unterlagen vor, unter anderem
Ermittlungsergebnisse der vatikanischen Gendarmerie. In den Unterlagen soll sich laut
Medienbericht auch ein Geständnis des Präsidenten der Päpstlichen Akademie für Theologie
befinden, Schmiergeld von Silvera angenommen zu haben, um ein Treffen mit Bertone
zu arrangieren.