Palästina/Israel: „Die Hamas erkennt den Wert unserer Schulen an“
Die Christen im Gazastreifen
sind besorgt über eine Entscheidung der Hamas: Ab dem nächsten Schuljahr, so haben
die Behörden in der palästinensischen Enklave entschieden, dürfen Jungen und Mädchen
nicht mehr zusammen unterrichtet werden. Dagegen protestiert das Lateinische Patriarchat
von Jerusalem, das für die kleine katholische Gemeinschaft in Gaza zuständig ist.
Jesuitenpater David Neuhaus, Patriarchalvikar, sagte gegenüber Radio Vatikan:
„Wir
sind besorgt über diese Entscheidung. Wir wollen diese Geschlechtertrennung nicht
in unseren katholischen Schulen, wie wir sie auch im Gazastreifen haben. Wir wollen,
dass unsere Kinder eine Erziehung im Geist der Kirche erhalten. Ich muss allerdings
sagen, dass es einen Dialog mit den Hamas-Behörden gibt: Die Hamas-Führer erkennen
den Wert der katholischen Schule für Gaza an, und einige dieser Führer schicken auch
ihre eigenen Kinder auf eine katholische Schule. Darum fühlen wir uns aufgerufen,
optimistisch zu sein, eine Gemeinschaft der Hoffnung.“
Unbekannte haben
an diesem Wochenende versucht, eine christliche Schule im Gazastreifen in Brand zu
stecken. Das Feuer am Eingang der „Schule der Heiligen Familie“ brach vor Beginn des
Unterrichts aus, als noch keine Schüler dort waren. Die Schulleitung sagte den Unterricht
ab, die Polizei ermittelt. Ob das Feuer mit dem Streit um die Geschlechtertrennung
zu tun hat, ist unklar.
Pater Neuhaus äußerte sich auch zu Zahlen, die vor
wenigen Tagen von einem islamisch-christlichen Zentrum bekanntgegeben wurden. Danach
ist die Zahl der Christen in den Palästinensergebieten mittlerweile auf nur noch ein
Prozent gefallen.
„Das ist immer eine große Sorge des Lateinischen Patriarchats.
Wir müssen betonen, dass das nicht nur mit der Migration zusammenhängt; die Besten
von uns verlassen das Land und suchen woanders eine bessere Zukunft für ihre Kinder,
das stimmt schon. Aber es gibt noch einen anderen, ausgesprochen wichtigen Grund:
Unsere Familien sind viel kleiner als die der Muslime und der Juden. Wir sind der
Teil der Bevölkerung, der die beste Ausbildung hat und der sich für nur wenige Kinder
entscheidet. Wir sollten allerdings nicht zu sehr auf die Statistiken starren, so
wichtig diese auch sind, sondern uns bewusst machen, was unsere Berufung ist: eine
kleine Gruppe, eine kleine Kirche, für die große Mehrheit zu sein!“