2013-04-17 13:50:05

D: „Syrien nicht alleinlassen!“


RealAudioMP3 Rupert Neudeck wirft der deutschen Regierung Untätigkeit in der Syrienkrise vor. Im Interview mit dem Kölner Domradio erklärt der Gründer der Hilfsorganisationen „Grünhelme“ und „Cap Anamur“, besonders Christen seien dem Land verpflichtet. Neudeck ist gerade von einer Syrienreise zurückgekommen, die ihn durch Rebellengebiete geführt hat.

„Das syrische Volk leidet entsetzlich. Seit zwei Jahren wird es von der eigenen Regierung und Armee hemmungslos beschossen. Und es kann sich nicht helfen, außer es verlässt das Land und flieht. Das ist der große Skandal.“

Die Lage sei „weiterhin brandgefährlich“, so Neudeck. „Es ist noch gefährlicher für die Menschen, die dort bleiben müssen, als für uns Helfer. Aber für uns ist es auch gefährlich, weil sich das Risiko nicht kalkulieren lässt. So habe ich nach meiner Rückkehr erfahren, dass ein Ort, durch den wir gekommen sind und der sehr ruhig war, am Montag bombardiert wurde von der syrischen Luftwaffe. Man hat niemals die Sicherheit, dass so etwas nicht passiert!“

Der Westen, auch Deutschland, versage angesichts der Syrienkrise.

„Das hat sicherlich auch mit Vorurteilen zu tun. Wir haben noch immer kein richtiges Verhältnis zu der arabischen Welt entwickelt. Die gilt uns immer noch als verdächtig, als suspekt, als terroristisch versucht. Das hat mit dem Islamischen zu tun. Und ich fürchte, dass das auch ein Grund für die bislang ausbleibende Empörung ist.“

Europäer vergäßen allzu leicht, „dass es Menschen in traditionellen Gesellschaften gibt, für die Religion etwas unglaublich Wichtiges ist“, so Rupert Neudeck.

„Ohne eine Religion kann man für das Bewusstsein eines Syrers, Afghanen oder Somalis gar nicht leben. Und das gipfelt in diesem Konflikt noch einmal dadurch, dass Syrien eines der urreligiösen Länder der Erde ist. Das sollten wir als Christen auch wissen: Dass es nächst Palästina eines der reichsten Länder in unserer Tradition ist. In Damaskus wurde Saulus zu Paulus. Es gibt viele Orte, wo alte römische und christliche Baudenkmäler stehen. Es gibt eine große Christengemeinde. Es gibt noch Christen, die die Sprache Jesu Christi sprechen, nämlich das Aramäische. Das wird alles vergessen, dass es sich um ein tief religiöses Land handelt.“

(domradio 17.04.2013 sk)








All the contents on this site are copyrighted ©.