Den Menschen gemalt, nicht den Papst: Ein neues Portrait Benedikts XVI. in Rom
Ein Papstportrait
für Rom: In der Botschaft Deutschlands beim Heiligen Stuhl hängt seit diesem Dienstag
ein Gemälde des deutschen Papstes Benedikt XVI. Gemalt hat es Michael Triegel, der
bereits für das Institut Benedikt XVI. in Regensburg, das die gesammelten Schriften
Joseph Ratzingers herausgibt, ein Portrait gemalt hat. Das nun vorgestellte Portrait
ist dem Vorgänger in vielem ähnlich, aber nicht gleich. Er habe nicht das fertige
Bild kopiert, sondern sei von seinen Zeichnungen und Studien ausgehend zu einem neuen
Bild gekommen, erklärt Triegel bei der Vorstellung.
Seinem ersten Bild von
Papst Benedikt war vorgeworfen worden, dass es ‚zu realistisch’ sei und fast schon
eine Karikatur, ein Urteil, das bei der Stilgleichheit sicherlich auch beim zweiten
Bild erhoben werden wird.
„Ich habe schon das Gefühl, dass ein gutes Portrait
immer an der Grenze zur Karikatur ist, weil man natürlich immer ein wenig übertreiben
muss. Das meint natürlich nicht die Karikatur in einem despektierlichen Sinn. Es ist
aber schon der Versuch, zu sagen, dass nichts geschönt werden muss. Es ist kein Herrscherportrait,
es ist kein jugendlicher Held, sondern es ist ein Mann von damals 83 und jetzt 86
Jahren, und das will ich auch darstellen. Gerade in einer Gesellschaft, die pausenlos
auf Jugendlichkeit, auf Innovation und auf Fortschritt setzt, ist es mir wichtig zu
zeigen, dass auch das Alter seine Wertigkeit hat und dass man nicht sagen muss, dass
nur das Jugendliche wichtig und gut sei. Da gibt es Falten, da gibt es Altersflecken.“
Er
male, was er sehe. Und bei einem älteren Menschen sehe man eben, was er gedacht und
gefühlt habe, und deswegen male er das auch so, im ersten wie auch im zweiten Bild.
Und doch: Es gibt Unterschiede. So lächelt der ‚zweite Benedikt’ auf dem Bild, und
insgesamt sind die Gesichtszüge weicher und milder geraten.
„Da habe ich
mich selbst gewundert, weil das gar nicht bewusst intendiert war. Ich glaube auch,
dass es wichtig ist, dass ich, wenn ich male, nicht zu sehr Kopf bin, sondern auch
aus dem Unbewussten heraus operiere, und wahrscheinlich hat sich mein Blick auf ihn
einfach auch geändert.“
Reise zu seinen Wurzeln des Malens
Das
Bild für die Botschaft hat Triegel mit dem Wagen selber nach Rom gebracht, eine Reise,
die für ihn auch eine Art Rückkehr war. Nach dem Mauerfall war er das erste Mal in
Rom, um all die Bilder zu sehen, die ihn als Maler so geprägt hatten und die ihn weiter
prägen sollten. Die Autofahrt mit dem Gemälte, eine sentimentale Reise?
„Natürlich
war es das. Es ist nun 23 Jahre her, dass ich nach dem Mauerfall das erste Mal nach
Italien fahren konnte und damals hier mit Zelt und 1.000 Westmark im Gepäck meine
‚zweite Geburt’ im Sinne Goethes erleben konnte. Insofern ist es das Gefühl gewesen,
dass sich für mich ein Kreis schließt und dass ich mit diesem Bild vielleicht sogar
ein Teil dieser Stadt bin, der ich künstlerisch ungeheuer viel zu verdanken habe.“
Papstmaler?
Das
Attribut „Papstmaler“, dass ihm allenthalben angeheftet wird, mag Triegel gar nicht,
schließlich habe er über 370 Bilder gemalt, darunter vier Altäre, und nur zwei davon
seien Papstbilder. Trotzdem muss die Frage sein, ob er schon einmal daran gedacht
hat, auch Papst Franziskus zu malen.
„Na ja, das war bei Benedikt auch schon
so, dass ich mir das nicht ausgesucht habe ihn zu malen, und dass ich jetzt sage,
ich will den Franziskus malen. Sicherlich hat auch Südamerika gute Maler. Interessant
wäre es natürlich schon auch, aber ich bin jetzt ganz froh, dass das erstmal einen
Abschluss gefunden hat.“