Vier italienische
Journalisten, die in Syrien verschleppt waren, sind wieder frei. Am Wochenende reisten
sie wieder nach Rom zurück. Die Journalisten hatten sich in einer ehemals christlichen
Zone Syriens aufgehalten, um über eine Kirche zu berichten, als sie von einer bewaffneten
Gruppe gefangen genommen wurden. Bei den Entführern handelte es sich um islamistische
Aufständische. Susan Dabbous ist eine der vier Journalisten. Die Italienerin hat syrische
Wurzeln und war als freie Journalistin in Syrien unterwegs; sie berichtet häufig für
die katholische italienische Tageszeitung Avvenire.
„Neun Tage lang
haben wir Hochs und Tiefs erlebt. Besonders am Anfang war es schlimm. Die Gruppe drohte,
mir die Hand abzuhacken, falls ich einen Artikel über sie schriebe. Ich hatte Angst
und dachte, dass ich sterben würde. Ich fragte die Gruppe, ob sie mir beibringen würden,
wie sie beten. Damit wollte ich mich besser integrieren, weil ich dachte, dass ich
monatelang bei ihnen bleiben würde.“
In dieser Situation sei ihr auch deutlich
bewusst geworden, was wirklich im Leben zählt:
„Das Außergewöhnliche an
einer Erfahrung dieser Art ist, dass sie einem paradoxerweise die Augen öffnet, wie
viele Menschen dich lieben und wie einfach das Leben sein kann, wenn du einige wenige
wichtige Dinge hast: Gesundheit, Glauben und Personen, die dich lieben.“
Die
Entwicklung in Syrien sei insgesamt sehr schwer einzuschätzen.
„Dieser Bürgerkrieg
könnte noch sehr lange dauern, wahrscheinlich ist es schon gar kein Bürgerkrieg mehr,
denn es gibt mittlerweile sehr viele Fremde hier, die gegen Assad kämpfen… Mittlerweile
ist es ein sehr offener Krieg geworden und ein Krieg, der sehr schwer zu interpretieren
ist. Ich weiß wirklich nicht, welche Prognose ich für die Zukunft stellen soll.“
Auf
die Frage, ob sie ihren Journalistenkollegen im Westen abraten würde, nach Syrien
zu reisen, antwortet Dabbous:
„Ich habe in den vergangenen Stunden zwar
davon abgeraten, aber mittlerweile denke ich, dass es doch besser wäre, in Syrien
zu sein. Wenn die internationale Aufmerksamkeit auf ein Land schwindet, dann geschehen
auch meist die schrecklichsten Dinge dort. Nun werden allerdings einige einwenden,
es könne sowieso nicht schlimmer werden als bisher.“
Immer wieder kommt
es im syrischen Bürgerkrieg zu Angriffen auf Journalisten – die Täter sind Regierungssoldaten,
aber auch Aufständische. Am Karfreitag schossen Heckenschützen gezielt auf den langjährigen
ARD-Fernsehkorrespondenten Jörg Armbruster. Wegen seiner schweren Verletzungen musste
er notoperiert werden.