Als zweites lateinamerikanisches
Land wird nun auch Uruguay die gleichgeschlechtliche Ehe legalisieren. 71 von 92 Parlamentsabgeordneten
stimmten für das Gesetzesvorhaben; der Senat hatte sich schon letzte Woche mit großer
Mehrheit für das Gesetz ausgesprochen. Das Gesetz erlaubt die Ehe von zwei Personen
des gleichen Geschlechts und soll nach einer Frist von 90 Tagen in Kraft treten; es
braucht nur noch eine Unterschrift des linksgerichteten Präsidenten José Mujica. Joseph
Meaney von der Lebensschutzorganisation „Human Life International“ überrascht diese
Entwicklung nicht. Er sagte im Gespräch mit Radio Vatikan:
„Das ist Teil
eines Trends in Uruguay, das ein sehr liberales Land ist, zumindest nach lateinamerikanischen
Maßstäben. Die Säkularisierung ist hier sehr präsent; nur etwa 50 Prozent der Menschen
in Uruguay sind getaufte Katholiken. Für Lateinamerika ist das extrem wenig.“
Dass
es eine ähnliche Regelung schon länger im größeren Nachbarland Argentinien gibt, welches
die gleichgeschlechtliche Ehe bereits 2010 legalisiert hatte, habe die Entwicklung
in Uruguay sicherlich beeinflusst:
„In der Tat hatte sich bereits Papst
Franziskus, als er noch Erzbischof von Buenos Aires war, sehr dagegen ausgesprochen,
und die Bischöfe von Uruguay haben das ebenfalls getan. Was in Bezug auf Uruguay irgendwie
merkwürdig ist, ist die Tatsache, dass die Adoption von Kindern durch gleichgeschlechtliche
Paare bereits legalisiert wurde, bevor das Parlament jetzt auch die gleichgeschlechtliche
Ehe legalisiert hat.“
Die Kirche hatte schon 2009 sehr heftig gegen dieses
Adoptionsgesetz protestiert. Erzbischof Nicolas Cotugno hatte seinerzeit gesagt, das
sei komplett gegen die menschliche Natur. Die Regierung in Uruguay sei in dieser Hinsicht
sehr radikal, so die Einschätzung von Joseph Meaney.
„Das ist wirklich
ein sehr harter politischer und sozialer Kampf. Die radikale Linke versucht mit Macht,
ihre Linie durchzusetzen, wie zum Beispiel die Straffreiheit von Abtreibung im vergangenen
Jahr. Sie haben versucht, sehr viele dieser radikalen, sozialen Veränderungen zu legalisieren.“
Gegner
der gleichgeschlechtlichen Ehe, darunter auch die Kirchen, hatten noch zu Beginn der
Woche demonstriert, in der vergeblichen Hoffnung, die Legalisierung doch noch zu verhindern.