Vatikan: „Neue religiöse Bewegungen sind Herausforderung für Kirche“
Das Christentum zu
Beginn des 21. Jahrhunderts geht in Richtung Pentekostalismus. Das betonte der vatikanische
Ökumene-Verantwortliche, Kardinal Kurt Koch, im Radio Vatikan-Interview am Dienstag.
Bis Donnerstag findet in Rom unter seiner Schirmherrschaft ein Kongress zu dem Thema
statt, das von dem Ressort „Weltkirche“ der Deutschen Bischofskonferenz mitorganisiert
wird. Unter den eingeladenen Gästen ist auch der spanische Religionssoziologe José
Casanova. Er erhielt 2010 von der Universität Innsbruck den Ehrendoktor in Theologie.
Im Gespräch mit Radio Vatikan sagt er, dass es für die katholische Kirche die größte
Herausforderung sei, neue Formen des Kircheseins zu verstehen.
„Als Soziologe
sehe die Herausforderung bei den Frauen. Frauen verlassen in größerer Anzahl die katholische
Kirche. In Brasilien ist die einzige religiöse Gruppe, wo es mehr Männer als Frauen
gibt, die katholische Kirche. Alle anderen Gruppen haben mehr Frauen als Männer. Die
Frauen in Brasilien verlassen die katholische Kirche sehr schnell. Auch ist ein sehr
großer Zerfall der religiösen Frauenorden zu beobachten. Das ist sehr kritisch für
die katholische Kirche.“
Bei der Konferenz in Rom gehe es vor allem um
den Umgang der katholischen Kirchen mit den pentekostalen Kirchen, die gerade in Lateinamerika
sehr stark vertreten sind. Casanova doziert hingegen in den Vereinigten Staaten.
„Aber
ich glaube, dass diese Konferenz die Möglichkeit eröffnet, dass verschiedene Kirchen
von der ganzen Welt – Afrika, Asien, Lateinamerika, Europa – zusammenkommen und über
die Herausforderungen diskutieren und reflektieren können. Die Herausforderungen sind
zwar ähnlich, aber die Formen sind lokal betrachtet anders. Deswegen ist diese Auseinandersetzung
mit den verschiedenen Perspektiven sehr wichtig. Die globale katholische Kirche kann
also viel lernen. Erst muss sie von ihrer eigenen inneren Pluralität lernen, von ihrer
eigenen globalen Katholizität. Aber sie muss auch die Bedürfnisse verschiedener Antworten
in verschiedenen Ländern kennenlernen.“
Der Kongress in Rom endet an diesem
Donnerstag mit einem Referat von Kurienkardinal Kurt Koch.