D: Koordinierungsrat der Muslime fordert Sitzplatz bei NSU-Prozess
Der Koordinierungsrat der Muslime (KRM) hat vor Beginn des NSU-Prozesses einen festen
Sitzplatz im Verhandlungsraum des Oberlandesgerichts München gefordert. In einem Gespräch
mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ vom Montag sagte Sprecher Aiman Mazyek: „Um dem
Eindruck zu widersprechen, das Gericht habe etwas zu verbergen, ist es sinnvoll, dass
türkische Medienvertreter und der Botschafter des Landes vor Ort präsent sein wollen.
Es wäre eine Selbstverständlichkeit, dass auch der KRM einen Platz erhält.“ Stattdessen
habe das Gericht bei einer entsprechenden Anfrage den Eindruck erweckt, „dass wir
für einen Platz um drei Uhr morgens vor dem Gebäude campen müssten“.
Der KRM
ist der Spitzenverband der vier größten islamischen Organisationen in Deutschland.
Dazu gehören auch die dem türkischen Staat nahestehende Türkisch-Islamische Union
der Anstalt für Religion (DITIB) sowie der Zentralrat der Muslime, dessen Vorsitzender
Mayzek ist. Er zeigte sich zuversichtlich, dass Verfassungsbeschwerden gegen die Platzvergabe
erfolgreich sein werden. „Ich sehe für die Klagen in Karlsruhe große Chancen“, sagte
er. Außerdem erhoffe er sich vom Verfassungsgericht auch Impulse für eine Video-Übertragung.
Die Journalisten-Plätze beim Prozess wurden nach dem Eingangszeitpunkt der
Anträge vergeben, weshalb Journalisten einiger Länder und Medien gar keinen Platz
im Saal erhielten. Auch deutsche Journalisten sehen sich bei der Berichterstattung
zum Prozess behindert und erwägen eine Verfassungsbeschwerde gegen das Akkreditierungsverfahren.
Das Pressebüro Karlsruhe, ein Zusammenschluss freier Justizkorrespondenten, forderte
das Münchner Oberlandesgericht (OLG) zunächst auf, das Akkreditierungsverfahren wegen
Rechtswidrigkeit aufzuheben. „Wir wollen dem Gericht zunächst die Möglichkeit geben,
sich gütlich mit uns zu einigen“, sagte der Journalist Ulf Stuberger am Sonntag der
Nachrichtenagentur dpa. Sollte das OLG bis Montagvormittag nicht reagieren, werde
das Pressebüro Verfassungsbeschwerde erheben. Am Wochenende hatte bereits die türkische
Zeitung „Sabah“ vor dem Bundesverfassungsgericht auf Zulassung zum NSU-Prozess geklagt.