Zum Pontifikatsbeginn von Papst Franziskus hat der Mainzer Bischof, Kardinal Karl
Lehmann, am Sonntag ein Pontifikalamt im Mainzer Dom gefeiert. Dabei bekräftigte er,
der neue Papst sei „durch und durch Seelsorger“ und habe „ein starkes Fundament dafür
in seinem tiefen persönlichen Glauben“. Lehmann verteidigte Franziskus vor Vorwürfen,
während der argentinischen Militärdiktatur nicht entschlossen genug für Menschenrechte
eingetreten zu sein. Es werde „oft nicht genügend beachtet, dass Pater Bergoglio damals
ja nicht als Bischof die Kirchenpolitik bestimmte, sondern dass er als Provinzial
vor allem die Personen seiner Ordensgemeinschaft und auch andere Menschen schützen
musste und wollte“. Der Papst habe damals „gewiss mit hohem Einsatz eine mittlere
Linie einzuhalten versucht zwischen der konkreten Rettung einzelner Menschen, besonders
auch aus dem Orden, und eines Kontaktes mit den Machthabern“. Lehmann wörtlich: „Er
weiß, dass es mutigere Mitbrüder gab, aber er hat auch nicht wenige gerettet.“ Es
blieben „gewiss Fragen, wie sie in solchen Situationen unvermeidlich sind“. Aber es
bestehe auch kein Zweifel, so der Kardinal, „dass viele Vorwürfe aus einer polemischen
Grundkonstellation gegen die Kirche formuliert worden sind, auch gegen Kardinal Bergoglio“.
Der Papst sei „bei aller Offenheit und Kommunikationsbereitschaft ein stiller
Mann“. „Er ruht – so hat man den Eindruck – sehr in sich, aber nicht im Sinne einer
esoterischen Weltvergessenheit und Selbstverliebtheit. Denn wenn er auf jemanden zugeht
oder andere ihm begegnen, ist er sofort wach. Wenn manche ihn als scheu bezeichnen,
darf man nicht das Interesse und die Sensibilität für andere Menschen übersehen, die
ihn still prägen. Er macht kein Aufheben von sich.“
In den offiziellen Beratungen
„und besonders auch in den privaten Gesprächen“ vor dem Konklave hat es laut Lehmann
diesmal, anders als 2005, „überhaupt keine Rolle“ gespielt, „ob man auch einen Nichteuropäer
wählen könnte“. „Dies war für mich eine der tiefsten Erfahrungen des Konklaves 2013.“
Er sei tief dankbar „für die gelebte Katholizität in unserer Kirche“. Kardinal Lehmann
wörtlich: „Dies gilt nicht nur bei der Papstwahl und in den enthusiastischen Tagen
danach, sondern auch morgen im Alltag und besonders in seinen Niederungen. Papst Franziskus
weiß gerade auch im Blick auf den Poverello von Assisi sehr wohl um das Kreuz in der
Welt und in jedem Leben. Lassen wir ihn nicht allein!“