Um die Kirchensteuer ist erneut eine Debatte entbrannt. Politiker aus den Reihen von
FDP, SPD und der Linkspartei plädieren für die Abschaffung des staatlichen Kirchensteuereinzugs.
Im Auftrag der großen Kirchen ziehen die Finanzämter von deren Mitgliedern Kirchensteuern
ein. In Baden-Württemberg und Bayern beträgt der Hebesatz acht, in den übrigen Bundesländern
neun Prozent der Lohn- bzw. Einkommenssteuer. Der Staat erhält dafür eine Gebühr etwa
in Höhe von drei Prozent des Aufkommens. Die evangelischen Landeskirchen erhielten
so im vorigen Jahr etwa 4,5 Milliarden Euro von ihren 23,9 Millionen Mitgliedern,
die katholischen Bistümer knapp fünf Milliarden Euro von den 24,6 Millionen Katholiken.
Die kleineren Freikirchen verzichten auf den Kirchensteuereinzug und finanzieren sich
vor allem durch freiwillige Beiträge ihrer Mitglieder. Die Jungen Liberalen –
die Nachwuchsorganisation der FDP – würden den automatisierten Kirchensteuereinzug
gerne abschaffen. Er sei nicht mehr zeitgemäß, sagte der Vorsitzende Lasse Becker
dem Berliner „Tagesspiegel“ vom Samstag. Man komme „ja auch nicht auf die Idee, für
die Freiwillige Feuerwehr, das Rote Kreuz oder für politische Parteien die Beiträge
vom Staat einziehen zu lassen“. Die FDP habe in ihrem Grundsatzprogramm „die größtmögliche
Trennung von Staat und Kirche“ beschlossen. Es wäre daher konsequent, die jetzige
Kirchensteuer durch ein kircheneigenes Beitragssystem zu ersetzen, so Becker. Zuvor
hatte sich bereits der FDP-Landesverband Sachsen für eine Abschaffung des staatlichen
Kirchensteuereinzugs ausgesprochen. Ähnliche Stimmen kommen laut „Tagesspiegel“
aus der SPD und der Linkspartei, etwa von den Bundestagsabgeordneten Rolf Schwanitz,
Mitglied des laizistischen Gesprächskreises der SPD, und Raju Sharma, religionspolitischer
Sprecher der Linksfraktion. Ein Ende des Kirchensteuereinzugs würde nach seiner Ansicht
der Trennung von Kirche und Staat entsprechen; finanziell entstehe dem Staat freilich
kein Schaden. FDP-Generalsekretär Patrick Döring sieht freilich keine Notwendigkeit,
die Forderung nach Abschaffung des Kirchensteuereinzugs ins Wahlprogramm aufzunehmen.
Fraktionsgeschäftsführer Stefan Ruppert wies darauf hin, dass der Staat von der Dienstleistung
finanziell profitiere. Scharf wandte sich der CSU-Bundestagsabgeordnete Norbert Geis
gegen Forderungen nach einer Abschaffung des Kirchensteuereinzugs. Dieser entspreche
den Vorgaben des Grundgesetzes, das ein kooperatives Verhältnis von Staat und Kirche
vorsehe. Auch der religionspolitische Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen, Josef Winkler,
sieht keinen Handlungsbedarf. (idea 07.04.2013 sk)