Der stellvertretende Vorsitzende der katholischen Russischen Bischofskonferenz, Bischof
Clemens Pickel, hat die Kontrollen von zahlreichen katholischen Einrichtungen durch
Behörden des Landes kritisiert. Die Überprüfungen seien zwar „rechtens“, sagte Pickel
am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). „Was betrübt, ist die Art und
Weise: Ohne Anmeldung überprüfen - das macht man eigentlich nur mit Verdächtigen.“
Die katholische Kirche werde durch die Kontrollen „in den Augen der Bevölkerung -
gewollt oder ungewollt - in ein schlechtes Licht“ gerückt, so der Bischof von Saratow
im Südwesten Russlands.
Unmittelbar vor seinem Deutschlandbesuch steht Russlands
Präsident Wladimir Putin wegen des Vorgehens seiner Behörden gegen Nichtregierungsorganisationen
massiv in der Kritik. Der Russland-Koordinator der Bundesregierung, Andreas Schockenhoff
(CDU), bezeichnete das Vorgehen der russischen Behörden als „Anschlag zu allererst
auf Russlands eigene Zukunftsfähigkeit“, sagte er am Freitag im Deutschlandfunk. Die
Grundlagen für die Überprüfungen seien völlig unklar. Es gehe ganz offensichtlich
„vor allem um Verunsicherung und Einschüchterung von zivilgesellschaftlichem Engagement“.
Auch das Vorgehen gegen die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung und die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung
habe den deutsch-russischen Beziehungen geschadet, so Schockenhoff.
Politiker
und Menschenrechtsorganisationen forderten ein klares Bekenntnis des russischen Präsidenten
zu Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. In einem ARD-Interview sagte Putin, Russland
habe sich eindeutig für die Demokratie entschieden. Allerdings könnten bestimmte Standards
in unterschiedlichen Ländern eine unterschiedliche Anwendung finden. Putin eröffnet
am Sonntagabend zusammen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel die Hannover-Messe. Russland
ist in diesem Jahr Partnerland.
Hintergrund
Die russischen
Behörden haben seit März tausende NGOs überprüft und vorübergehend Computer beschlagnahmt.
Die Behörden verhängten laut Menschenrechtlern bisher gegen insgesamt rund zehn NGO
Sanktionen. Gefahndet wurde offenbar nach ausländischen Geldgebern. Hintergrund ist
ein seit 2012 geltendes russisches Gesetz, nach dem sich Organisationen mit finanzieller
Unterstützung aus dem Ausland als „ausländische Agenten“ registrieren lassen müssen.