2013-03-28 15:04:09

Patriarch Twal: Heiliges Land Schlüssel zu Frieden in Nahost


Mit einer Patriarchalmesse haben in Jerusalem die westkirchlichen Feiern der Kar- und Ostertage begonnen. Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Fouad Twal, wusch am Gründonnerstag in der Grabeskirche der „Heiligen Stadt“ zwölf Männern die Füße und rief zu einem neuen Friedensanlauf zwischen Israelis und Palästinensern auf. Bereits am Donnerstagmorgen hatten sich Hunderte Katholiken in der Grabeskirche versammelt. Aufgrund der verschiedenen Kalenderrechnungen feiern die Ostkirchen in diesem Jahr das Osterfest erst am 5. Mai; das achttägige jüdische Pessachfest, auf das die christliche Osterdatierung zurückgeht, hatte schon am Montag begonnen.

Während üblicherweise die Abendmahlsmesse erst am Gründonnerstagabend gefeiert wird, wird sie in der Jerusalemer Grabeskirche wegen der örtlichen Verhältnisse auf den Morgen vorverlegt. Patriarch Twal weihte nach der Fußwaschung auch die heiligen Öle. In seiner Predigt kritisierte der Patriarch Medien für deren Skandalisierung der Kirche. Zur politischen Lage im Nahen Osten und die christliche Präsenz betonte Twal, das Heilige Land sei der Schlüssel zum Frieden in Nahost. Solange dieses unter dem Konflikt leide, werde es der Politik nicht gelingen, Demokratie und Gerechtigkeit in der Region zu etablieren.

Am Nachmittag des Gründonnerstags folgte eine Prozession zum Abendmahlssaal auf dem Berg Zion.

Nach einer nächtlichen Gebetswache beim Garten Gethsemane ziehen am Karfreitag Christen aller Konfessionen mit großen Holzkreuzen im Gedenken an den Leidensweg Jesu über die Via Dolorosa. Die Ostervigil der Katholiken findet am frühen Karsamstagmorgen statt.

Die meisten katholischen Gemeinden in Israel, den Palästinensergebieten, in Jordanien und Zypern feiern die Heilige Woche und das Osterfest allerdings nicht in diesen Tagen, sondern wie die orthodoxen Gemeinden nach dem Julianischen Kalender in der ersten Maiwoche. Dies geschieht auf der Grundlage eines am 15. Oktober 2012 von der katholischen Bischofskonferenz des Heiligen Landes gefassten Beschlusses, demzufolge die Katholiken der verschiedenen Riten Ostern gemeinsam mit den Orthodoxen nach dem Julianischen Kalender feiern werden.

Hintergrund ist u.a. die große Zahl der gemischtkonfessionellen Ehen. Der Vatikan genehmigte den Beschluss vorerst „ad experimentum“.

Die Festlegung des Datums für Ostern nach dem Julianischen Kalender (dieses Jahr am 5. Mai) gilt fast im gesamten Heiligen Land mit Ausnahme von Jerusalem und Bethlehem, wo von den Katholiken weiterhin nach dem Gregorianischen Kalender gefeiert wird. Diese Ausnahme ist einerseits im Hinblick auf die im 19. Jahrhundert von der osmanischen Regierung erarbeitete „Status quo“-Regelung an den Heiligen Stätten notwendig, zum anderen aus Rücksichtnahme auf die zahlreichen Pilger und Touristen, die aus aller Welt zu Ostern nach Jerusalem und Bethlehem kommen.

Ausnahmen für nichtarabische Katholiken

Auch einzelne Gemeinden von nichtarabischen Katholiken - u.a. im Ballungsraum Tel Aviv - baten nach Angaben von Weihbischof William Shomali um Beibehaltung des Festtermins nach dem Gregorianischen Kalender. Denn dadurch können sie die jüdischen Pessach-Ferien, die in die Karwoche fallen, mitnutzen.

Die Vereinheitlichung des Datums für das Osterfest für Christen verschiedener Konfessionen im Heiligen Land ist nach Ansicht von Bischof Shomali ein vielversprechender Schritt im Bereich des Ökumenismus: „Mitglieder derselben Familie oder derselben Dorfgemeinschaft, die verschiedenen Konfessionen angehören, werden gemeinsam Leiden, Tod und Auferstehung Christi feiern können. Damit können wir auch vor unseren nichtchristlichen Nachbarn unsere Einheit bezeugen.“ Die Vereinheitlichung des Datums der Osterfeierlichkeiten soll nach Aussage Shomalis von 2015 an eine fixe Regelung sein. Entweder werde sie bestätigt oder modifiziert.

(kap 28.03.2013 mg)







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