Der Münchner Sozialethiker
Markus Vogt ist erleichtert über die Einigung beim Rettungspaket für Zypern. Das sagte
er im Münchner Kirchenradio. Die Einigung sei „sehr zu begrüßen“, schon weil sie „nicht
selbstverständlich“ gewesen sei.
„Wenn es jetzt nicht gelungen wäre, ein
Rettungspaket zu schnüren, und der Staat Zypern in die Zahlungsunfähigkeit geraten
wäre, dann wäre das sicher das größere Übel. Dann wäre ein großer Teil des öffentlichen
Lebens blockiert gewesen! Insofern ist das sehr zu begrüßen – und zehn Milliarden
Euro, auf die sich die europäischen Staaten geeinigt haben, sind ja keine Kleinigkeit.“
Er
halte es für „gerecht“, die Großanleger an den Kosten zu beteiligen:
„Die
haben ja bis vor kurzem noch vier Prozent Zinsen bekommen, als anderswo weniger als
anderthalb Prozent Zinsen gezahlt wurden. Also haben sie in den letzten Jahren erheblich
von einem im Grunde maroden Bankensystem profitiert, und dann ist es auch gerecht,
sie jetzt zur Zahlung heranzuziehen.“
Guthaben von weniger als 100.000
Euro bleiben unangetastet im Rettungsplan von Euro-Ländern, Europäischer Zentralbank
und Internationalem Währungsfonds. Zypern selbst muss zu dem Paket fast sechs Milliarden
Euro beisteuern. Mit immer mehr Sorge sieht der Sozialethiker Vogt populistische Strömungen
in den von der Finanzkrise gebeutelten Ländern, die sich oft gegen Deutschland richten.
„Das
ist eine Spannung, ein Problem, das wir in Europa haben dadurch, dass wir im Grunde
die Währungsunion verfrüht eingeführt haben, bevor es gemeinsame politische Handlungsfähigkeit
gibt. Da ist eine Schieflage auch in der politischen Architektur von Europa, und wenn
man Haftung, Verantwortung und Handlungsfähigkeit trennt und quasi die Haftung kollektiviert,
dann führt das dazu, dass immer jemand den schwarzen Peter zugeschoben bekommt.“
Markus
Vogt hat an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität den Lehrstuhl für Christliche
Sozialethik inne.