Kirchenhistoriker Wolf: „Treffen von Castelgandolfo schreibt Weltgeschichte“
Der Münsteraner Kirchenhistoriker
und Leibniz-Preisträger Hubert Wolf sieht in der Begegnung von Papst Franziskus und
seinem Vorgänger Benedikt XVI. „einen historischen Moment“. Dafür gebe es kein Vorbild,
sagte er dem Münchner Kirchenradio. Die Geste des amtierenden Kirchenoberhaupts, seinen
Vorgänger zu besuchen, zeuge „von sehr großem Stil“. Die Begegnung sei von großer
Bedeutung: „Ich glaube, die beiden haben eine weltgeschichtliche Stunde.“
Signalwirkung
für künftige Päpste Die Rollen seien klar festgelegt. Papst Franziskus,
der die Kirche leite und Benedikt XVI., der seine Rückzugsankündigung umsetzen müsse.
Wenn das gelingt, dann hätte das eine große Signalwirkung für künftige Päpste, erklärte
Wolf: „Dann muss man nicht bis zum Ende ausharren, weil man die Angst hat, es gibt
dann zwei Päpste, die gegeneinander ausgespielt werden.“ Er traue Joseph Ratzinger
zu, sich wirklich völlig im Hintergrund zu halten. „Er war nie jemand, der groß politisch
Strippen ziehen wollte oder im Hintergrund herumrühren.“ Die Chance, die durch den
zurückgetretenen Papst eröffnet würden, müssten die beiden nun nutzen. Sollten sie
häufiger zusammentreffen wollen, dann sollte es nicht öffentlich geschehen.
Letzte
Begegnung zweier Päpste im Mittelalter Die bisher letzte persönliche Begegnung
zweier Päpste habe zwischen dem zurückgetretenen Cölestin V. und Bonifatius VIII.
im Jahr 1294 stattgefunden, so Wolf. „Wobei diese Begegnung weniger erfreulich war,
denn Cölestin wurde von seinem Nachfolger eingesperrt.“ Bonifatius habe dessen Einflussnahme
gefürchtet.
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