2013-03-23 12:16:31

Kardinal Koch lobt Welby, kündigt Russlandreise an


RealAudioMP3 Realismus und Glaubensstärke verbinden sich im neuen Erzbischof von Canterbury, Primas Justin Welby. Das sagt der Ökumene-Beauftragte des Vatikans, der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch, über das Oberhaupt der anglikanischen Weltgemeinschaft im Interview mit Radio Vatikan. Justin Welby wurde am Donnerstag in einer feierlichen Zeremonie in der Kathedrale der Stadt sein Amt als 105. Erzbischof von Canterbury übertragen. Koch war als Vatikanvertreter dabei:

„Mein Eindruck ist, dass er ein sehr realistischer Mensch ist, der sehr in dieser Welt steht und von seinen früheren Aufgaben her die Welt ja auch sehr gut kennt. Auf der anderen Seite, meine ich, ist er ein tief gläubiger Mensch, dem vor allem die Vertiefung, die Verbreitung des Glaubens in der heutigen Welt ein sehr wichtiges Anliegen ist. Er ist zutiefst überzeugt, dass wir die Probleme der heutigen Gesellschaft ohne den Glauben nicht lösen können.“

Treffen von Primas Welby und Papst Franziskus in Planung
Dass sich der neue Papst und der Anglikaner-Primas schon bald begegnen könnten, schließt Koch nicht aus. Die Einladung an Welby sei ausgesprochen, und der Primas selbst habe Interesse bekundet:

„Es ist sein eigener Wunsch, möglichst bald nach Rom zu kommen und dem Heiligen Vater zu begegnen. Dieser Wunsch hat mich natürlich sehr gefreut, und wir werden versuchen, auch von der Agenda her das so zu planen, dass es zu einem guten Treffen kommt und hilft, den ökumenischen Dialog zu fördern.“

Mit Papst Franziskus sieht der Präsident des päpstlichen Rates für die Einheit der Christen die Ökumene auf einem guten Weg:

„Ich bin überzeugt, dass dem Heiligen Vater Franziskus die Ökumene sehr am Herzen liegt. Das hat sich auch bei der ersten Audienz, die er für alle Repräsentanten der Ökumene gegeben hat, sehr gezeigt, dass er diesen Weg weiterführen will, und für ihn ist das auch eine Frage der Glaubewürdigkeit der Botschaft des Evangeliums in der heutigen Welt, dass wir jene Einheit und Versöhnung finden, die Christus uns aufgetragen hat. Ich bin sehr, sehr zuversichtlich, dass Papst Franziskus hier eine gute Zukunft ermöglichen wird.“

Die Anwesenheit des Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel bei der Amtseinführung von Franziskus’ und bei seiner Audienz für die Vertreter der christlichen Kirche und Gemeinschaften sei eine „sehr schöne Frucht der bisherigen ökumenischen Bemühungen“, so Koch. Bartholomaios I. war der erste Ökumenische Patriarch seit dem Großen Schisma von 1054, der an der Amtseinführung eines römischen Papstes teilgenommen hat.

„Patriarch Bartholomaios ist ja auch am 11. Oktober, zur Eröffnung des Jahres des Glaubens und zum 50-Jahr-Jubiläum zur Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils, nach Rom gekommen. Und von daher war es fast selbstverständlich, dass er bei der Inauguration auch dabei sein würde. Papst Franziskus war es ja auch ein besonderes Anliegen, ihn zu ehren, indem er ihm in der Eucharistiefeier den Friedensgruß geschenkt hat. Und wir haben natürlich zwischen Konstantinopel und Rom natürlich gute Beziehungen, weil am Patronatsfest von Sankt Peter und Paul in Rom immer eine hohe Delegation von Konstantinopel nach Rom kommt und ich auf der anderen Seite am 30. November zum Fest des heiligen Andreas nach Konstantinopel reise. Diese gegenseitigen Besuche helfen sehr, die Beziehungen zu vertiefen.“

Große Gesten der Ökumene
Patriarch Bartholomaios hatte den Wunsch geäußert, mit dem Papst nach Jerusalem zu reisen und dort den Spuren Paul VI. und seines Vorgängers Athenagoras (Patriarch von Konstantinopel 1948-1972, Anm. d. Red.) zu folgen. Die symbolisch bedeutsame Begegnung der beiden Kirchenvertreter im Heiligen Land hatte damals zu einem Durchbruch der Beziehungen zwischen Rom und Konstantinopel beigetragen. Paul VI. hatte dem Patriarchen als Nachfolger des Apostels Andreas bei dieser Gelegenheit das Haupt des Apostels zurückgegeben. Die Reliquie war eine der vier Hauptreliquien in den vier Pfeilern des Petersdoms und war von Kreuzfahrer 1204 in Konstantinopel geraubt worden. Koch:

„Es ist der große Wunsch, den Patriarch Bartholomaios geäußert hat, auch mir gegenüber, dass er das dem Heiligen Vater ans Herz legen will, und ich finde diese Idee sehr schön, wir werden die mit dem Heiligen Vater besprechen und schauen, wie sie umgesetzt werden kann. Denn die Erinnerung an die Begegnung zwischen Paul VI. und dem Ökumenischen Patriarchen Athenagoras war natürlich ein hoffnungsvoller Schritt in die Zukunft, und um den ökumenischen Beziehungen neue Kraft und neuen Mut zu geben, wäre das natürlich ein schönes Zeichen .“

Auch die Beziehungen zu den Russisch-Orthodoxen seien besser geworden, so Koch, allerdings gebe es hier weiteren Handlungsbedarf:

„Die Beziehungen zwischen Moskau und Rom sind sicher besser geworden als in der Vergangenheit, obwohl hier noch einige Fragen offen sind und bisher wenig Anzeichen von Moskau her kommen, Anzeichen für eine Bereitschaft zur Begegnung zwischen Patriarch Kyrill und Papst Franziskus. Aber es kommt darauf an, dass die ökumenischen Beziehungen und Dialoge vertiefen können, und dem dient natürlich mein Besuch in Sankt Petersburg und Moskau Ende April, um hier weitere Schritte tun zu können.“

(rv 23.03.2013 pr)








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