2013-03-22 11:46:48

Papst: „Materielle und geistliche Armut lindern“ - „Pontifex heißt Brückenbauer“


RealAudioMP3 Durch die Diplomaten und Botschafter aus der ganzen Welt, die beim Vatikan akkreditiert sind, begegnet der Papst alle Völkern. Das betonte Papst Franziskus an diesem Freitagmorgen bei einer Audienz für das beim Vatikan akkreditierte Diplomatische Corps. Mit diesem Treffen könne er „in gewissem Sinn jeden Ihrer Mitbürger erreichen, mit seinen Freuden, seinen dramatischen Situationen, seinen Erwartungen, seinen Wünschen.“ Franziskus:

„Dass Sie so zahlreich erschienen sind, ist auch ein Zeichen dafür, dass die Beziehungen, die Ihre Länder mit dem Heiligen Stuhl unterhalten, erfolgreich sind, dass sie wirklich eine Möglichkeit zum Wohl der Menschheit darstellen. Das ist es ja, was dem Heiligen Stuhl am Herzen liegt: das Wohl eines jeden Menschen auf dieser Erde! Und genau mit dieser Intention beginnt der Bischof von Rom seinen Dienst, wobei er weiß, dass er auf die Freundschaft und die Zuneigung der Länder zählen kann, die Sie vertreten, und die Gewissheit hat, dass Sie diesen Vorsatz teilen.“

Beziehungen mit allen Ländern aufbauen
Zugleich hofft Papst Franziskus, dass der Vatikan auch mit jenen Ländern Beziehungen aufbauen kann, die noch keinen diplomatischen Austausch mit dem Heiligen Stuhl haben. Einige Vertreter solcher Länder seien bei der Messe zu seiner Amtseinführung zugegen gewesen oder hätten Botschaften als Geste der Verbundenheit gesandt, so Franziskus, der dann über seine Namenswahl sprach:

„Wie Sie wissen, gibt es mehrere Gründe, warum ich bei der Wahl meines Namens an Franziskus von Assisi gedacht habe – eine Persönlichkeit, die über die Grenzen Italiens und Europas hinaus und auch bei denen, die nicht den katholischen Glauben bekennen, wohlbekannt ist. Einer der ersten Gründe ist die Liebe, die Franziskus zu den Armen hatte. Wie viele Arme gibt es noch in der Welt! Und welchen Leiden sind diese Menschen ausgesetzt!“

Nach dem Beispiel des heiligen Franziskus von Assisi habe die Kirche immer versucht, „sich in jedem Winkel der Erde um die Notleidenden zu kümmern“.

„Und ich denke, dass Sie in vielen Ihrer Länder das großherzige Wirken jener Christen feststellen können, die sich engagieren, um den Kranken, den Waisen, den Obdachlosen und allen Ausgegrenzten zu helfen, und die so daran arbeiten, menschlichere und gerechtere Gesellschaften aufzubauen.“

Gefahr des Relativismus
Doch es gebe auch noch eine andere Armut, fuhr Papst Franziskus fort:

„Es ist die geistliche Armut unserer Tage, die ganz ernstlich auch die Länder betrifft, die als die reichsten gelten. Es ist das, was mein Vorgänger, der liebe und verehrte Benedikt XVI., ,Diktatur des Relativismus‘ nennt und was jeden sein eigener Maßstab sein lässt und so das Zusammenleben unter den Menschen gefährdet. Und damit komme ich zu einem zweiten Grund für meinen Namen. Franziskus von Assisi sagt: Arbeitet, um den Frieden aufzubauen! Aber es gibt keinen wahren Frieden ohne Wahrheit! Es kann keinen wahren Frieden geben, wenn jeder sein eigener Maßstab ist, wenn jeder immer und einzig sein eigenes Recht einfordern kann, ohne sich gleichzeitig um das Wohl der anderen – aller – zu kümmern, angefangen von der Natur, die alle Menschen auf dieser Welt verbindet.“

Als Papst sei er selbst ein „Pontifex“, ein Brückenbauer zu Gott und zwischen den Menschen, so Franziskus weiter:

„Ich wünsche mir wirklich, dass der Dialog zwischen uns dazu beiträgt, Brücken zwischen allen Menschen zu bauen, so dass jeder im anderen nicht einen Feind, einen Konkurrenten sieht, sondern einen Bruder, den er annehmen und umarmen soll! Außerdem drängt mich meine eigene Herkunft dazu, Brücken zu bauen. Wie Sie wissen, kommt ja meine Familie aus Italien; und so ist in mir stets dieser Dialog zwischen Orten und Kulturen lebendig, die voneinander entfernt sind – zwischen dem einen und dem anderen Ende der Erde, die heute einander immer näher rücken, voneinander abhängig sind, es nötig haben, einander zu begegnen und wirkliche Räume echten Miteinanders zu schaffen.“

Dialog mit dem Islam
Friede und Dialog könnten durch die Mithilfe der Religion Wirklichkeit werden, so der Papst. Man könne keine Brücken zwischen den Menschen bauen, wenn man Gott vergesse. Franziskus:

„Doch es gilt auch das Gegenteil: Man kann keine wahre Verbindung zu Gott haben, wenn man die anderen ignoriert. Darum ist es wichtig, den Dialog zwischen den verschiedenen Religionen zu verstärken – ich denke besonders an den mit dem Islam –, und ich habe die Anwesenheit vieler ziviler und religiöser Autoritäten der islamischen Welt bei der Messe zu meiner Amtseinführung sehr geschätzt. Und es ist auch wichtig, die Gegenüberstellung mit den Nichtgläubigen zu intensivieren, damit niemals die Unterschiede, die trennen und verletzen, überhand nehmen, sondern bei aller Verschiedenheit doch der Wunsch überwiegt, wahre Bindungen der Freundschaft zwischen allen Völkern zu aufzubauen.“

Er lade alle Länder ein, die materielle wie die geistliche Armut zu bekämpfen, Frieden zu schaffen und Brücken zu bauen, so der Papst abschließend. Dazu müsse auch gehören, immer mehr zu lernen, die Erde zu lieben.

„Auch in diesem Fall hilft es mir, an den Namen Franziskus zu denken, der eine tiefgreifende Achtung gegenüber der gesamten Schöpfung und die Bewahrung dieser unserer Umwelt lehrt, die wir leider allzu oft nicht zum Guten gebrauchen, sondern sie gierig ausbeuten zum gegenseitigen Schaden.“

Der Heilige Stuhl hat derzeit mit rund 180 Ländern diplomatische Beziehungen.

(rv 22.03.2013 mg)








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