Papst: „Materielle und geistliche Armut lindern“ - „Pontifex heißt Brückenbauer“
Durch die Diplomaten
und Botschafter aus der ganzen Welt, die beim Vatikan akkreditiert sind, begegnet
der Papst alle Völkern. Das betonte Papst Franziskus an diesem Freitagmorgen bei einer
Audienz für das beim Vatikan akkreditierte Diplomatische Corps. Mit diesem Treffen
könne er „in gewissem Sinn jeden Ihrer Mitbürger erreichen, mit seinen Freuden, seinen
dramatischen Situationen, seinen Erwartungen, seinen Wünschen.“ Franziskus:
„Dass
Sie so zahlreich erschienen sind, ist auch ein Zeichen dafür, dass die Beziehungen,
die Ihre Länder mit dem Heiligen Stuhl unterhalten, erfolgreich sind, dass sie wirklich
eine Möglichkeit zum Wohl der Menschheit darstellen. Das ist es ja, was dem Heiligen
Stuhl am Herzen liegt: das Wohl eines jeden Menschen auf dieser Erde! Und genau mit
dieser Intention beginnt der Bischof von Rom seinen Dienst, wobei er weiß, dass er
auf die Freundschaft und die Zuneigung der Länder zählen kann, die Sie vertreten,
und die Gewissheit hat, dass Sie diesen Vorsatz teilen.“
Beziehungen
mit allen Ländern aufbauen Zugleich hofft Papst Franziskus, dass der Vatikan
auch mit jenen Ländern Beziehungen aufbauen kann, die noch keinen diplomatischen Austausch
mit dem Heiligen Stuhl haben. Einige Vertreter solcher Länder seien bei der Messe
zu seiner Amtseinführung zugegen gewesen oder hätten Botschaften als Geste der Verbundenheit
gesandt, so Franziskus, der dann über seine Namenswahl sprach:
„Wie Sie
wissen, gibt es mehrere Gründe, warum ich bei der Wahl meines Namens an Franziskus
von Assisi gedacht habe – eine Persönlichkeit, die über die Grenzen Italiens und Europas
hinaus und auch bei denen, die nicht den katholischen Glauben bekennen, wohlbekannt
ist. Einer der ersten Gründe ist die Liebe, die Franziskus zu den Armen hatte. Wie
viele Arme gibt es noch in der Welt! Und welchen Leiden sind diese Menschen ausgesetzt!“
Nach
dem Beispiel des heiligen Franziskus von Assisi habe die Kirche immer versucht, „sich
in jedem Winkel der Erde um die Notleidenden zu kümmern“.
„Und ich denke,
dass Sie in vielen Ihrer Länder das großherzige Wirken jener Christen feststellen
können, die sich engagieren, um den Kranken, den Waisen, den Obdachlosen und allen
Ausgegrenzten zu helfen, und die so daran arbeiten, menschlichere und gerechtere Gesellschaften
aufzubauen.“
Gefahr des Relativismus Doch es gebe auch
noch eine andere Armut, fuhr Papst Franziskus fort:
„Es ist die geistliche
Armut unserer Tage, die ganz ernstlich auch die Länder betrifft, die als die reichsten
gelten. Es ist das, was mein Vorgänger, der liebe und verehrte Benedikt XVI., ,Diktatur
des Relativismus‘ nennt und was jeden sein eigener Maßstab sein lässt und so das Zusammenleben
unter den Menschen gefährdet. Und damit komme ich zu einem zweiten Grund für meinen
Namen. Franziskus von Assisi sagt: Arbeitet, um den Frieden aufzubauen! Aber es gibt
keinen wahren Frieden ohne Wahrheit! Es kann keinen wahren Frieden geben, wenn jeder
sein eigener Maßstab ist, wenn jeder immer und einzig sein eigenes Recht einfordern
kann, ohne sich gleichzeitig um das Wohl der anderen – aller – zu kümmern, angefangen
von der Natur, die alle Menschen auf dieser Welt verbindet.“
Als Papst
sei er selbst ein „Pontifex“, ein Brückenbauer zu Gott und zwischen den Menschen,
so Franziskus weiter:
„Ich wünsche mir wirklich, dass der Dialog zwischen
uns dazu beiträgt, Brücken zwischen allen Menschen zu bauen, so dass jeder im anderen
nicht einen Feind, einen Konkurrenten sieht, sondern einen Bruder, den er annehmen
und umarmen soll! Außerdem drängt mich meine eigene Herkunft dazu, Brücken zu bauen.
Wie Sie wissen, kommt ja meine Familie aus Italien; und so ist in mir stets dieser
Dialog zwischen Orten und Kulturen lebendig, die voneinander entfernt sind – zwischen
dem einen und dem anderen Ende der Erde, die heute einander immer näher rücken, voneinander
abhängig sind, es nötig haben, einander zu begegnen und wirkliche Räume echten Miteinanders
zu schaffen.“
Dialog mit dem Islam Friede und Dialog könnten
durch die Mithilfe der Religion Wirklichkeit werden, so der Papst. Man könne keine
Brücken zwischen den Menschen bauen, wenn man Gott vergesse. Franziskus:
„Doch
es gilt auch das Gegenteil: Man kann keine wahre Verbindung zu Gott haben, wenn man
die anderen ignoriert. Darum ist es wichtig, den Dialog zwischen den verschiedenen
Religionen zu verstärken – ich denke besonders an den mit dem Islam –, und ich habe
die Anwesenheit vieler ziviler und religiöser Autoritäten der islamischen Welt bei
der Messe zu meiner Amtseinführung sehr geschätzt. Und es ist auch wichtig, die Gegenüberstellung
mit den Nichtgläubigen zu intensivieren, damit niemals die Unterschiede, die trennen
und verletzen, überhand nehmen, sondern bei aller Verschiedenheit doch der Wunsch
überwiegt, wahre Bindungen der Freundschaft zwischen allen Völkern zu aufzubauen.“
Er
lade alle Länder ein, die materielle wie die geistliche Armut zu bekämpfen, Frieden
zu schaffen und Brücken zu bauen, so der Papst abschließend. Dazu müsse auch gehören,
immer mehr zu lernen, die Erde zu lieben.
„Auch in diesem Fall hilft es
mir, an den Namen Franziskus zu denken, der eine tiefgreifende Achtung gegenüber der
gesamten Schöpfung und die Bewahrung dieser unserer Umwelt lehrt, die wir leider allzu
oft nicht zum Guten gebrauchen, sondern sie gierig ausbeuten zum gegenseitigen Schaden.“
Der
Heilige Stuhl hat derzeit mit rund 180 Ländern diplomatische Beziehungen.