2013-03-21 10:12:51

„Arme Kirche“ und „Entweltlichung“: Zwei Seiten derselben Medaille?


RealAudioMP3 Lateinamerika bekommt nach der Wahl Papst Franziskus ganz neu Aufmerksamkeit, das kirchliche Leben dort, das das Leben von Jesuitenpater und Erzbischof und Kardinal Jorge Bergoglio geprägt hat, habe viel, was die europäische Kirche lernen könne. Das sagt im Interview mit Radio Vatikan der Adveniat-Bischof Franz-Josef Overbeck. Wenn Papst Franziskus eine „arme Kirche“ und eine „Kirche der Armen“ wolle, könne das auf verschiedene Weise verstanden werden.

„Es gibt eine Armut, die einfach nur bedrückend ist und die weder wünschenswert noch selig zu preisen ist. Der abzuhelfen sind wir alle aufgerufen, da wo wir sind. Es gibt eine andere Armut, die ich mit der Bereitschaft zur Bescheidenheit und der Bereitschaft zu Tiefe beschreiben würde. Die kann man am heiligen Franziskus von Assisi lernen und an Menschen, die bereit sind, viel abzugeben oder die wenig haben. Die Weise des Vertrauens, die mir in Lateinamerika immer entgegen kommt, ist ein solches Beispiel für echte Bescheidenheit, die von Herzen kommt und gleichzeitig auch das zu teilen, was man hat. Das ist oft ganz wenig, aber das kommt von Herzen und zeugt von Tiefe. So eine Armut kann ich uns auch nur wünschen.“

Das Hilfswerk Adveniat hat mit dem Erzbistum Buenos Aires einige Projekte gestaltet, unter anderem ein Jugendprojekt oder auch ein Projekt zur Aus- und Weiterbildung von Theologinnen. Ohne die Hilfe aus den Kirchen in Europa hätte vieles von dem, was in Lateinamerika in den letzten 50 Jahren gewachsen ist, nicht wachsen können, so Essens Bischof Overbeck. Auf der anderen Seite brauche es ein waches Herz dafür, was die europäische Kirche von Lateinamerika lernen könne.

„Das eine ist die Herausforderung durch Sekten und durch andere Religiöse Bewegungen. Die Art und Weise, wie die Kirche in Lateinamerika darauf zugeht, ist etwas, von dem wir viel lernen können. Etwas zweites, von dem ich immer wieder spreche, ist eine wunderbare einfache und von Herzen kommende Verbundenheit mit Gott und untereinander. Die bewegt mich und ganz viele andere. Die wünsche ich uns hier. Die kann man natürlich nicht machen, die kann ich nur erzählen und von der her ermuntern und hoffen, dass Menschen einfach ihr Herz öffnen und in Beziehungen nicht so kompliziert sind.“

„Arme Kirche“ ist die Formulierung, die Papst Franziskus gebraucht hat. Das kann mit einem Begriff zusammen gehen, den Papst Benedikt XVI. geprägt hat.

„Es ist eine interessante intellektuelle aber auch strukturelle Frage, ob Entweltlichung und Armut sich nicht wie zwei Seiten derselben Medaille begreifen können; das eine als die intellektuelle Ansage, die nachdenklich machende Frage wie weit wir ein Selbstbewusstsein haben, das aus dem Glauben kommt. In dieser Weise ist es wirklich angesagt, arm zu werden, nämlich ganz auf Gott zu vertrauen. Auf der anderen Seite gehört zur Entweltlichung auf keinen Fall, die vielen positiven Elemente der Kirche in Deutschland zu vernachlässigen, mit denen wir vielen anderen helfen können.“

(rv 21.03.2013 ord)







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