Einen Tag nach seiner
Amtseinführung hat Papst Franziskus die Vertreter anderer Religionen und anderer christlicher
Kirchen beziehungsweise Gemeinschaften im Vatikan empfangen. Dabei versicherte er,
den ökumenischen Dialog und das Gespräch der Religionen im Geist des Zweiten Vatikanischen
Konzils fortsetzen zu wollen.
„Ich beginne mein Pontifikat in diesem Jahr
des Glaubens, das mein verehrter Vorgänger Benedikt XVI. ausgerufen hat. Diese inspirierte
Initiative will ich fortsetzen in der Hoffnung, dass sie den Glaubensweg aller bereichert.
Es geht um eine Art Pilgerfahrt zu dem, was für jeden Christen das Wesentliche ist:
die persönliche Beziehung zu Jesus Christus, dem Sohn Gottes, gestorben und auferstanden
zu unserem Heil. In dem Wunsch, diesen Schatz des Glaubens den Menschen unserer Zeit
zu verkünden, rühren wir an das Herz der Botschaft des Zweiten Vatikanischen Konzils.“
Das
Konzil bedeute viel für den Weg der Ökumene. Es sei aus seiner Sicht „der beste Dienst
an der Sache der Einheit der Christen“, den christlichen Glauben „in seiner Fülle
zu leben“. „Je mehr wir seinem Willen treu sind, umso mehr nähern wir uns wirklich
der Einheit“, so der Papst.
„Ich will meinen festen Willen bekräftigen,
nach dem Vorbild meiner Vorgänger weiterzugehen auf dem Weg des ökumenischen Gesprächs.
Den Vertretern des jüdischen Volkes, mit dem uns ein spezielles geistliches Band vereint,
versichere ich, das brüderliche Gespräch fortzusetzen, zu dem das Konzil uns gedrängt
hat und das in den letzten Jahrzehnten schon viele Früchte getragen hat. Ich grüße
auch alle anderen Vertreter von Religionen, vor allem die Muslime, die den einen,
lebendigen und barmherzigen Gott anbeten. In Eurer Anwesenheit sehe ich ein greifbares
Zeichen für den Willen, im gegenseitigen Respekt und in der Zusammenarbeit für das
Gemeinwohl der Menschheit zusammenzuarbeiten.“
Die Gläubigen aller Religionen
könnten viel für die Bewahrung der Schöpfung, für die Armen und für den Weltfrieden
tun, so Franziskus weiter. Vor allem aber gelte es, in der Welt den „Durst nach dem
Absoluten wachzuhalten“. Der Mensch sei nun mal „nicht eindimensional“ und lasse sich
„nicht auf das reduzieren, was er produziert und konsumiert“ – das sei „eine der gefährlichsten
Behauptungen unserer Zeit“.
„Wir wissen, zu wie viel Gewalt in der jüngeren
Vergangenheit der Versuch geführt hat, Gott und das Göttliche aus dem Horizont der
Menschheit zu streichen, und wir wissen, wie wertvoll es ist, in unseren Gesellschaften
die Öffnung zum Transzendenten zu bezeugen, die der Mensch im Herzen trägt. Darin
fühlen wir uns auch all denen nahe, die zwar zu keiner religiösen Tradition gehören,
aber doch auf der Suche nach Wahrheit, nach Güte und Schönheit sind... Sie sind für
uns wertvolle Verbündete beim Einsatz zur Verteidigung der Menschenwürde, zum Aufbau
eines friedlichen Zusammenlebens unter den Völkern und zur Bewahrung der Schöpfung.“
Zu
Beginn der Audienz hatte der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel ein Grußwort
an den Papst gerichtet. Bartholomaios I. war der erste Ökumenische Patriarch seit
dem so genannten „Großen Schisma“ von 1054 (auch „großes morgenländisches Schisma“
genannt, Anm. d. Red.), der an der Amtseinführung eines römischen Papstes teilgenommen
hat.
„Ihr folgt auf diesem Thron Eurem verehrten Vorgänger Benedikt XVI.
nach, einem milden Mann voll des theologischen Wissens und der Liebe. Er ist vor Kurzem
aus Gesundheitsgründen und Erschöpfung mutig von seinem Amt zurückgetreten. Die Aufgaben
und die Verantwortungen, die auf Sie warten, sind enorm vor Gott und vor den Menschen.
Die Einheit der christlichen Kirchen ist dabei die erste und wichtigste Eurer Sorgen
und sicher eine der wichtigsten Voraussetzungen, damit unser christliches Zeugnis
vor den Augen der Nahen und Fernen glaubwürdig sein kann.“