Den ersten Tag seines Pontifikats hat Papst Franziskus am Donnerstag mit Terminen
in Rom verbracht. Unter anderem besuchte er einen Marienaltar und feierte eine Messe
mit den Kardinälen. In der italienischen Presse wird jeder Schritt aufmerksam verfolgt:
Der
„Corriere della Sera“ aus Mailand meint:
„Es ist schön, einen Papst zu haben,
der nach seiner Wahl nicht in den dunklen Mercedes steigt, sondern zu den Kardinälen
in den Kleinbus. Der die Schneider zurückschickt, die seine Maße nehmen wollen, und
stattdessen lieber der Madonna einen Blumenstrauß bringt. Der seine Rechnung für das
Zimmer bezahlt, in dem er in Rom gewohnt hat, nachdem er eigenhändig die durchgebrannte
Glühbirne ausgewechselt hat. Aber das starke Charisma von Papst Franziskus erschöpft
sich nicht darin, „einer von uns“ zu sein. (...) Der Papst brandmarkt eine Welt, in
der es keinen Respekt gegenüber dem Nächsten gibt und keinen Glauben an das Morgen.“
Die
in Rom erscheinende „La Repubblica“ schreibt:
„Viele Beobachter werten die
Wahl Bergoglios als Fortsetzung des Pontifikats von Benedikt XVI. Und manches spricht
für dieses Urteil. (...) Aber die Substanz des Ereignisses entspricht dem nicht, ganz
im Gegenteil: Papst Franziskus ist die genaue Gegenfigur zu Benedikt, aus vier Gründen:
Der erste ist die Wahl seines Namens; der zweite die Betonung des neuen Pontifex,
Bischof von Rom zu sein; der dritte seine Forderung nach einer Pastoral der Mission,
der vierte seine Herkunft 'vom Ende der Welt'. Beachten wir diese Aspekte, denn sie
werden die Figur des Bergoglio-Papstes und seine Entscheidungen bestimmen.“
Die
Zeitung „Il Fatto Quotidiano“ aus Rom hebt hervor:
„In der ersten Predigt,
die Papst Franziskus in der Sixtinischen Kapelle an die Kardinäle richtete, tauchte
der Teufel wieder auf. (...) Man wird sich an diese Rückkehr des Teufels in der Sprache
eines Papstes gewöhnen müssen. Begoglio ist in Sachen Doktrin sehr orthodox. Seine
Predigt hat die Absicht vermittelt, der Kirche eine neue Dynamik zu geben. Mehrmals
kam er auf das Konzept einer notwendigen Wanderung, des Sich-Bewegens. (...) Der Papst,
der seine Zimmerrechnungen selbst bezahlt, hat einen einfachen Stil, aber er ist kein
Genie. Priorität hat für ihn die Evangelisierung, aber nicht in einem Sinne, der die
Konfliktlinien der Realität außer Acht lässt.»
Im römischen „Il Messaggero“
heißt es:
„Nach dem großen Überraschungsmoment fragen sich viele, welche Wirkung
der neue Papst nicht nur auf das kirchliche Leben haben wird, sondern auch im Umgang
mit den vielen gravierenden Problemen auf der ganzen Welt. (...) Man könnte sagen,
es reicht mit den alten Mustern und Logiken, die die Dekadenz Europas und des Westens
widerspiegeln, die absteigende Kurve seiner moralischen, spirituellen und religiösen
Haltungen. Die Kirche ist zu großen Horizonten aufgerufen, sie muss zurückkehren und
in die Höhe blicken. Jetzt richtet sich eine globalisierte Welt an sie. Sie muss neue
Quellen und Energien finden, besonders dort, wo das Christentum und die menschliche
Hingabe noch lebendiger und frischer sind.“