Vor dem ersten Wahlgang
am Dienstagabend hat ein nicht mehr wahlberechtigter Kardinal den Wählern eine Meditation
gehalten. Es war der aus Malta stammende Augustinerpater, Kardinal Prosper Grech.
Weil er schon 87 Jahre alt ist, durfte er nicht mehr mit abstimmen. Dabei ist Grech
sozusagen ein alter Hase in der Sixtina: Als junger Priester hat er mehrere Jahre
lang bei liturgischen Diensten in der Kapelle mitgeholfen, und 1963 arbeitete er beim
Konklave als Beichtvater.
„Ich war schon mehr als drei Jahre sozusagen
in der Sixtinischen Kapelle eingeschlossen; wir hatten einen Raum unmittelbar neben
der Kapelle und mussten uns um die Sakristei kümmern. Das war natürlich eine wunderschöne
Erfahrung! Aber manchmal wäre ich gerne nach draußen gestürmt, um ein bisschen frische
Luft zu atmen.“
Der erste Papst, den Grech kennenlernte, war Pius XII.
Der junge Malteser musste die liturgischen Gewänder für den Papst und seine Konzelebranten
vorbereiten.
„Zu jeder Papstmesse mussten wir kommen und sozusagen den Papst
ankleiden – zwei andere Augustinerbrüder und ich. Und dann haben wir jedes Mal bei
der Messfeier gedient. Papst Johannes XXIII. war immer sehr freundlich zu uns, sprach
uns an und segnete uns.“
Als Johannes XXIII. 1963 starb, wurde Prosper
Grech zum Mitarbeiter beim Konklave, das den Nachfolger wählen sollte.
„Ich
erinnere mich, dass der spätere Paul VI. mich traf und fragte: Sind Sie der Konklave-Beichtvater?
Ich sagte, nein, aber ich kann ihn rufen! Er versetzte: Aber Sie können doch auch
Beichte hören, nicht wahr? Da sagte ich: Natürlich, kommen Sie nur!“
Und
so war der spätere Kardinal Grech der letzte Beichtvater von Kardinal Giovanni Battista
Montini, bevor dieser zum Papst gewählt wurde.