2013-03-13 12:22:39

Die innere Dynamik des Wahlprozesses: Ein Kommentar


RealAudioMP3 Berichterstattung und die Dynamik des Wählens: Ein Kommentar von unserem Redaktionsleiter Pater Bernd Hagenkord.

Etwas geschockt war ich schon, als Tagesschau.de mich per Eilmeldung auf meinem Smartphone darauf hinwies: Konklave - Erster Wahlgang gescheitet. Der Artikel auf Sueddeutsche.de fängt genauso an: Der erste Wahlgang ist „gescheitert".

Das ist schon ein merkwürdiges Verständnis von demokratischen Prozessen, dass ein nicht Zustandekommen einer Mehrheit im ersten Wahlgang ein „Scheitern" darstellen soll. Wahlen sind Prozesse, keine ad hoc Sofortereignisse. Wer Entscheidungsprozesse und noch besser Wahlprozesse in kleinen Gruppen kennt, der weiß um die Gruppendynamik, die dabei entsteht.

Man entscheidet sich für A. Dann sieht man, dass A wenig Stimmen hat und muss überlegen, ob man bei A bleibt, den stärkeren Kandidaten B wählt, oder vielleicht C. Und man muss entscheiden, wann man das tut. Und diese Überlegungen stellen im Konklave alle 115 Kardinäle an. Das ist komplex und eine ganz eigene Form von Kommunikation.

Die Entscheidung entwickelt sich auf diese Weise. Der Heilige Geist ist kein Diktator, der Gottes Willen aufdrückt, er will entdeckt werden auf die verschiedensten Weisen, bei der Papstwahl in einem demokratischen Wahlverfahren. Dem muss man Zeit geben.

Was ich an diesen Schnellschuss-Überschriften und plakativen Begriffen wie „Gekungel“, „Machtkampf“ etc. wirklich daneben finde, ist dass sie nicht helfen, zu verstehen. Dafür sind wir Journalisten aber eigentlich da: Zu berichten und zu helfen beim Verstehen dessen, was da abläuft. Das gilt auch für den Wahlprozess. Herumgerate hilft nicht.

Für die nähere Zukunft: Ein kurzes Konklave ist nicht automatisch ein Zeichen für Absprachen im Vorfeld. Ein langes Konklave ist nicht automatisch ein Zeichen für Blockade oder ein gespaltenes Kardinalskollegium. Beides sind Zeichen eines Wahlprozesses, der Zeit braucht.

Wir Beobachter wollen schnell ein Ergebnis und noch schneller die Beurteilung, am besten noch vor dem Ereignis selber. Die Erregung ist hoch, aber im Augenblick braucht es eher ein wenig Ruhe und Nachdenken, um das Geschehen hier verstehen zu können.

(rv 13.03.2013 ord)







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