2013-03-10 16:06:31

Die geheimnisvollste Wahl - das Konklave


RealAudioMP3 „Extra Omnes“ – am Dienstag ist es wieder so weit. Der päpstliche Zeremonienmeister ruft gegen halb fünf die berühmten Worte: Alle raus. Alle nicht wahlberechtigten verlassen die Sixtinische Kapelle und die wohl geheimnisvollste Wahl – das Konklave – beginnt.
Alles wird verriegelt, niemand darf mit den 115 Kardinälen sprechen und niemand darf erfahren, was in der Sixtinischen Kapelle geschieht. Das Konklave beginnt. Jeden Tag werden die Kardinäle frühmorgens von der Casa Santa Marta in die Kapelle Paolina ziehen und vor den Wahlgängen die Heilige Messe feiern. Eine Herausforderung für die Schweizer Garde und die Gendamerie, erklärt uns Vatikanexperte Ulrich Nersinger.

„Wer Rom kennt, weiß, dass man von vielen Bereichen durchaus einen Blick auf diese Passage hat. Man braucht nur in einen der nächsten großen Wohnhäuser zu gehen und könnte dort vom Dach schauen. Man könnte vom Gianicolo hineinschauen. Also es gibt viele Möglichkeiten.“

Der Vatikan bereitet alles vor, damit die geheimnisvollste Wahl auch wirklich geheimnisvoll bleibt. Es gibt strenge Vorschriften, die nicht nur die Kardinäle betreffen.

„Auch der Bereich der Sixtina wird von den Technikern, früher waren es die Techniker von Radio Vatikan, heute sind es die Techniker der vatikanischen Gendarmerie, genaustens untersucht - nach Abhöreinrichtungen und es werden auch Störsender eingebaut. Es ist eher in den Bereichen dann außerhalb des eigentlichen Konklavebereichs, das da dann natürlich auch. Da konnte man zumindest 2005 nicht alles verhindern.“

Ohne Kontakt nach außen

Verhindern kann man jedoch, dass die Kardinäle Kontakt nach außen haben. In der Casa Santa Marta ist alles verboten, was der Mensch aus dem 21. Jahrhundert für den Alltag so braucht. Telefone, Handys, Zeitungen, Internet – alles verboten. Aber in der Sixtina hätten die Kardinäle sowieso keinen Empfang – dank der Störsender.
Somit bleibt ihnen nur der Austausch miteinander, solange sie sich nicht absprechen.

„Die Päpste haben (zwar also) auch Strafen und immer eindringlich drauf hingewiesen, dass es unerlaubt ist. Aber das ist halt auch eine menschliche Sache. Und es ist dann natürlich auch eine Gewichtung, was gesagt wird und wie es gesagt wird.
Manche Kardinäle sind halt einfach nur Plaudertaschen, die etwas erzählen wollen, auch aus dem Überschwang ihres Erlebnisses heraus. Aber andere werden es auch ganz bewusst benutzen, um gewissen Intentionen dabei zu haben.“

Mitarbeiter und Hilfen

Doch trotz Kontaktverbot sind die Kardinäle nicht allein auf sich gestellt. In der Casa Santa Marta, in die sie am Dienstag Morgen einziehen, werden noch eine Schar von Helfern sein, die den Kardinälen den Alltag erleichtern. Weiß Ulrich Nersinger:

„Es kommt natürlich das Personal hinzu, das sich um die Kardinäle kümmern muss. Das reicht von der Essenszubereitung bis hin zu der Pflege jeder Räume, auch das Sicherheitspersonal. Also es kommt doch eine kleine Schar von Leuten hinzu, die sich dann auch um diese Kardinäle kümmern müssen. Es ist Gott sein Dank nicht so wie früher. Früher hatten die Kardinäle das Recht eine Konklavisten, so jemanden ein Mann ihres Vertrauens mit in das Konklave zu nehmen, das ist heute abgeschafft.“

Das Konklave beginnt offiziell mit der Eröffnungsmesse. Um 10 Uhr am Dienstag feiern die Kardinäle die Messe ‚pro eligendo romano pontifice’, öffentlich im Petersdom. Mit dieser wird der liturgische Charakter der Prozedur noch einmal verdeutlich. Trotz des demokratischen Wahlverfahrens, ist das Konklave keine politische Veranstaltung.
Den geistlichen Charakter dieser Tage zeigt auch die Prozession zur Sixtina. Am Nachmittag gegen halb fünf versammeln sich die Kardinäle in der Kapelle Paolina und begeben sich gemeinsam zum Ort des Geschehens. Die Gendarmerie und die Schweizergarde sorgen währenddessen dafür, dass auch während des Weges zur Sixtinischen Kapelle niemand Kontakt aufnehmen kann mit den Wählern. Wie die feierliche Prozession bei einem Konklave ausschaut, weiß unser Vatikanexperte:

„Das heißt, es wird ihnen das Kreuz voran getragen. Die Schola der sixtinischen Kappelle wird die Gesänge vortragen. Und die Kardinäle sind schon gekleidet in der festlichen Gewandung. Das heißt sie tragen ihre rote Kleidung, also liturgische Kleidung, die für das Chorgebet vorgesehen ist. Den roten Talar, ein weißes Chorhemd, die Mozetta – also ein rotes Schultermäntelchen – dann das Scheitelkäppchen und das rote Birett und dann natürlich ihren Ring und das Brustkreuz. Und werden so in die Sixtina einziehen.“

„Alle heraus!“

Direkt nach dem Einzug und dem Eid zur Geheimhaltung spricht der Zeremonienmeister Guido Marini dann die berühmten Worte: Extra omnes – Alle raus! Alle Nichtkardinäle verlassen die Kapelle. Von nun an müssen die Kardinäle alle Dienste selber übernehmen. Das Schließen der Türe oder den Ofen bedienen. Meistens übernehmen dies die Rangjüngsten unter den 115, darunter auch Kardinal Woelki aus Berlin. Am ersten Tag wird es nur einen Wahlgang geben, an jedem anderen vier.
Jeder Kardinal schreibt bei den Wahlgängen seinen Kandidaten auf einen besonderen Wahlzettel:

„Das sind ganz einfach Zettel, die also dann auch gefaltet werden müssen und der wichtigste Satz der dann drauf steht: „Ich wähle zum Papst.“ „Eligo in Summum Pontificem“ und dann wird der Name des Kandidaten eingetragen. Das geschieht heute in einer relativ einfachen Form. Früher war das sehr kompliziert. Es gab bestimmte Felder. Es gab bestimmte Arten, diesen Wahlzettel zu knicken, wo man dann auch mit verstellter Schrift eine Pseudonym für seinen eigenen Namen angeben musste, weil man also doch eine sehr große Angst hatte, das manipuliert worden wäre. Oder das man irgendwie Tricks verwendete, um die einzelnen Wahlzettel zu mischen. Und das hat man heute weggelassen. Man hat den ganz komplizierten Faltmechanismus und das Unterschreiben mit einem Pseudonym hat man weggelassen und man hat gesagt: Wir brauchen eine Klarheit. Wir nehmen den einfachen Wahlzettel mit der Schrift „ich wähle zum Papst“ und den Namen. Dann wird der Wahlzettel gefaltet und er wird dann in eine Wahlurne gegeben. Jeder Kardinal einzeln auch unter Anrufung des Beistandes Gottes.“

Alles ist genau festgelegt. Der Wahlzettel, die Faltweise und der Weg zur Urne: Mit erhobener Hand schreitet ein jeder nach vorne und wirft seinen Wahlzettel in eine Urne mit den Worten: „Ich rufe Christus, der mein Richter sein wird, zum Zeugen an, dass ich den gewählt habe, von dem ich glaube, dass er nach Gottes Willen gewählt werden soll.“ Die Wahlzettel von kranken Kardinälen werden von ausgelosten Wahlhelfern sogenannten Infirmarii in einer extra Urne aus dem Gästehaus abgeholt.

Ein festes Zeremoniell

Nachdem jeder seine Stimme abgegeben hat, folgt wieder ein festes Zeremoniell. Die Zettel werden gemischt, gezählt, einzeln entfaltet, von drei Wahlhelfern nacheinander eingesehen und vom dritten laut vorgelesen. Dann werden die Zettel genau bei dem Wort eligo – ich wähle – gelocht und auf einen Faden gezogen. Läuft irgendetwas nicht nach dem vorgegebenen Ritual, wird die Wahl ungültig.
Der Name, der auf 77 Zetteln zu lesen ist, hat die 2/3 Mehrheit unter sich versammelt und ist gewählter Bischof von Rom. Papst Benedikt XVI. hat in seinem Motu proprio von 2007 die Wahlordnung von seinem Vorgänger noch einmal geändert:

„Er hat eigentlich nur einen Punkt behandelt. Nach über 30 Wahlgängen, bestand die Möglichkeit, dass man auf eine 2/3 Mehrheit verzichten konnte. Da hat er gesagt: Nein, das ist nicht gut, das revidiere ich und ich bestimme wieder, dass in allen Fällen, die es geben kann, also auch, wenn sich die Kardinäle auf etwas anderes oder gewisse Änderungen einigen, es muss immer eine 2/3 Mehrheit vorhanden sein. Weil man doch, glaube ich, eine größtmögliche Zustimmung haben möchte.
Und wenn man jetzt nur die absolute Mehrheit hat oder ob man eine 2/3 Mehrheit hat, das ist doch eine andere Gewichtung. Auch wenn die Kardinäle dann mit dem neuen Papst erscheinen, ist es doch besser für den Zusammenhalt der Kirche, wenn man sagen kann, wir haben eine überwältigende Mehrheit gefunden.“

Grundsätzlich können sich die Kardinäle mehrheitlich für jeden katholischen, männlichen und getauften Christen entscheiden. De facto hat sich aber durchgesetzt, dass es ein Kardinal wird. Das letzte Mal wurde im Spätmittelalter ein Papst gewählt, der nicht zum Kardinalskollegium gehörte.
Haben die Kardinäle eine Mehrheit für einen Kandidaten gefunden, muss der Leiter des Konklaves ihn fragen, ob er die Wahl auch annimmt.

„Mit der Annahme ist der Papst von diesem Zeitpunkt an in alle Rechte eingesetzt. Also es gibt eigentlich keine eigentlich Einführungszeremonie. Das war auch früher so, die Krönung war eigentlich nur eine ausdeutende Zeremonie. Mit der Annahme der Wahl ist der Betreffende mit allen Rechten Papst. Also das ist eine richtige kleine Inszenierung, die dann geschieht.“

Ein Beitrag von Pia Dyckmans

(rv 10.03.2013 pd)







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