„Ich rufe zu
Frieden und Ruhe auf und zur Gewaltlosigkeit, und ich verspreche, mich dafür einzusetzen,
dass die Vernunft und das Einverständnis in den kommenden Tagen im Land herrschen.“
So
reagiert Kardinal Jorge Urosa Savino, Erzbischof von Caracas, der Hauptstadt Venezuelas
im gespräch mit Radio Vatikan, auf den Tod von Hugo Chavez.
Was der Tod des
Präsidenten für Venezuela bedeutet, darüber hat Radio Vatikan mit einem Experten gesprochen:
Reiner Wilhelm ist bei der bischöflichen Aktion Adveniat Länderrreferent für Chile,
Ecuador und Venezuela. Er sieht im Tod des Staatspräsidenten Hugo Chavez einen wesentlichen
Einschnitt für das Land:
„Das Subjekt der Politik von Chavez waren die Armen,
und dadurch haben die Armen ihre Würde bekommen. Im Gegensatz zu früheren Jahren,
wo sie nur Gegenstand einer Politik waren, also Menschen, um die man sich sorgen musste
– mehr aber auch nicht. Chavez hingegen hat die Armen zum Subjekt seiner Politik gemacht,
hat ihnen Würde gegeben, hat ihnen geholfen, indem er Bildungsprojekte und Gesundheitsprojekte
auflegte und sich wirklich um sie gekümmert hat.“
Wie war das Verhältnis
von Chavez zur Kirche, hat er auch mit der Kirche zusammengearbeitet?
„Das
Verhältnis war ambivalent, da gab es durchaus Spannungen, weil die Politik die Kirche
immer finanziert hatte, und das ist durch Chavez anders geworden. Er hat das Patronat
aufgelöst, indem er die Kirche nicht mehr finanzierte, also ihr die Mittel strich.
Deswegen kam es natürlich auch zu erheblichen Spannungen.“
Wie hat sich
das Verhältnis von Chavez zur Kirche dann gewandelt?
„Es gab eine Entwicklung,
vor allem während seiner Krebserkrankung. Er hat sich sehr stark der Kirche angenähert.
Er ist ja selber ein sehr religiöser Mensch gewesen, auch katholisch gewesen. Er hat
in jedem Fall während seiner Krankheit die Nähe zur Kirche gesucht. Er hatte einen
Kaplan, der regelmäßig für ihn die Messe gelesen hat, und er hat das Gespräch mit
den Bischöfen gesucht; man versuchte auch miteinander wieder stärker in Kontakt zu
treten. Vorher war das Verhältnis zwischen Chavez und der Kirche, vor allem zwischen
ihm und den Bischöfen, sehr polemisch. Das hat sich im Laufe seiner Krankheit wesentlich
verändert. “
Wird der Nachfolger in dieser Richtung weitergehen oder könnte
sich das Verhältnis zur Kirche jetzt wieder ändern?
„Es bleibt einfach zu
hoffen, dass die Politik das Gespräch mit der Kirche sucht, sie hat immer auch mit
den Armen gearbeitet, war immer an der Seite der Armen. Chavez sah die Kirche als
Rivalen an. Es bleibt zu hoffen, dass die Politik sich wieder annähert und dann auch
einen gemeinsamen Weg zusammen mit der Kirche sucht.“