Adveniat-Geschäftsführer: „Neuer Papst muss sehr weltoffen sein“
„Viele Menschen
hoffen, dass der neue Papst aus Lateinamerika kommt. Sie verbinden damit die Erwartung,
dass er sie gut in ihren Anliegen versteht und diese Anliegen auch aufnimmt.“
Das
sagt der Geschäftsführer des deutschen bischöflichen Hilfswerks Adveniat, Prälat Bernd
Klaschka. Von Gesprächen mit Partnern in Lateinamerika weiß er, welche Art Papst sich
die Menschen auf dem katholischsten Kontinent des Globus erhoffen:
„Er
muss sehr weltoffen sein, er muss die unterschiedlichen Erfahrungen, die in der Welt
gemacht werden, ernst nehmen und auch mit der Gesamtkirche Wege suchen, damit diese
Glaubenserfahrungen auch Einlass finden in die theologische Reflektion und die Entscheidungen
der Kirche.“
Woher auch immer der künftige Papst kommen wird, so Klaschka:
Er sollte „die Nöte und Sorgen der Menschen in Lateinamerika verstehen“. Die Kirche
in Lateinamerika sei „genau so vielfältig wie die Kirche in den verschiedenen Ländern
Europas“, sagt der Adveniat-Prälat im Gespräch mit dem Kölner Domradio. Aber in dieser
Vielfalt habe sie eines mit Europa gemeinsam: die sogenannte Volksreligiosität.
„Der
Lateinamerikaner ist im Tiefsten seines Herzens religiös, d.h. Gott spielt in seinem
Leben eine wichtige Rolle. In dieser Volksreligiosität - in Wallfahrten, in Fiestas,
in der Heiligenverehrung - kommt dies ganz besonders zum Ausdruck. Spontanität ist
ein weiteres wichtiges Merkmal für die Kirche in Lateinamerika. Außerdem die vielfältigen
Formen des religiösen Lebens, die sich nicht nur auf die Eucharistie beziehen - wie
beispielsweise Andachten oder die geschichtlichen Bräuche. Die Kirche in Lateinamerika
ist spontaner als die Kirche in Europa, und sie geht mehr an das Gefühl und an das
Herz der Menschen und richtet sich nicht so sehr auf den Verstand und den Intellekt.“
Das
Verhältnis der lateinamerikanischen Kirchen zu Rom sei insgesamt positiv – allerdings
gebe es hier auch Unterschiede:
„So ist die Kirche in Mexiko sehr intensiv
mit Rom verbunden, was auch mit der Geschichte zusammenhängt. Die Kirche in Brasilien
ist ihren eigenen Weg gegangen, immer in Gemeinschaft mit Rom, stellt aber auch öfter
kritische Anfragen nach Rom, was die pastoralen Anforderungen betrifft. Insgesamt
versucht die Kirche in Lateinamerika gegenüber der in Europa und Rom, ihren eigenen
Weg zu gehen, der die Eigenheiten der Christen in Lateinamerika auch ernst nimmt.
Das zeigt sich insbesondere auch an den fünf Bischofsversammlungen, die die Kirche
in Lateinamerika im Laufe der letzten sechzig Jahre durchgeführt hat.“