Im Vatikan hat am Montagmorgen die erste Generalkongregation zur Vorbereitung des
Konklaves begonnen. Auf Einladung von Kardinaldekan Angelo Sodano traten die bisher
in Rom eingetroffenen Kardinäle in der Synodenaula zusammen, um über den Zustand der
Kirche zu beraten und Planungen für die bevorstehende Papstwahl vorzunehmen. Bis zum
Beginn des Konklaves müssen die Kardinäle bei täglichen Sitzungen die laufenden Amtsgeschäfte
der Kirche erledigen und die Papstwahl vorbereiten - organisatorisch wie inhaltlich.
Unter
den Augen vieler Schaulustiger und Medienvertreter trafen die Kardinäle am Montagmorgen
kurz nach 9.00 Uhr an der vatikanischen Audienzhalle ein. Die meisten Würdenträger
ließen sich in Autos ihrer Kollegien, in denen sie derzeit logieren, oder in Fahrzeugen
der Botschaften ihrer Länder chauffieren. Viele, wie etwa der Münchener Kardinal Reinhard
Marx, trafen aber auch zu Fuß am Eingang zum Vatikanstaat ein. Die Beratungen gehen
bis zur Mittagszeit und sollen am späten Nachmittag nochmals fortgesetzt werden.
Inhaltliche
Vorbereitung wichtiger als Organisation
Wie viele Kardinäle bereits an
der ersten Sitzung in der vatikanischen Synodenaula teilnehmen, sei noch nicht klar,
meinte Vatikansprecher Federico Lombardi am Samstag. Vermutlich ab Mitte der Woche
dürfte Sodano über den Konklavebeginn abstimmen lassen. Die Wahl eines Nachfolgers
für den am 28. Februar zurückgetretenen Benedikt XVI. muss spätestens zwischen dem
15. und 20. Tag nach Eintritt der Sedisvakanz beginnen. Dank eines Motu Proprio von
Benedikt XVI. könnte die Wahl aber auch vorgezogen werden, wenn die Kardinäle dies
mehrheitlich wünschen und die Anwesenheit aller wahlberechtigten Kardinäle festgestellt
wird.
Wichtiger als organisatorische Details und Formalien werten die Kardinäle
aber die inhaltliche Vorbereitung des Konklaves. Pannen und Probleme an der Kurienspitze,
eine mögliche Kurienreform, die Vatileaks-Affäre, der geheimnisumwitterte Bericht
der drei Kardinal-Kommissare über angebliche Abgründe an der Kurie dürften zur Sprache
kommen. Wichtiger als Vatileaks sollte für die Kirche jedoch die zeitgemäße Glaubensverkündigung
sein, die Neuevangelisierung, betonte unterdessen der kolumbianische Kardinal Ruben
Salazar Gomez.
Papstwahlen mit eigener Dynamik
Zu Beginn der
Generalkongregationen kursieren in italienischen Medien mehr als zwei Dutzend Namen
von Kardinälen, welche die Medien als „papsttauglich“ einschätzen. Papstwahlen hätten
ihre eigene Dynamik, betont jetzt der portugiesische Kardinal Jose Saraiva Martins.
Erst im Laufe der Generalkongregationen, der Wortmeldungen und Fragen ergebe sich
Schritt für Schritt ein Bild von der Lage und den Bedürfnissen der Kirche - und ein
Profil des für diese Vorgaben geeigneten Kandidaten.