2013-03-03 12:31:26

Ägypten: „Bei den Wahlen weiß man das Ergebnis schon im voraus“


RealAudioMP3 In Ägypten ist die politische Situation nach wie vor ungewiss. Der neue US-Außenminister John Kerry führt an diesem Sonntag zum ersten Mal politische Gespräche in Kairo. Aber die christlichen Kirchen sind weiterhin nicht bereit, an einem von Präsident Mohamed Mursi angebotenen Nationalen Dialog teilzunehmen. Kyrillos William ist der koptisch-katholische Bischof von Assiut, unsere Kollegin Christine Seuss hat mit ihm gesprochen.

„Sie haben bemerkt, dass der Nationale Dialog nichts bringt. Mursi macht, was er will, und will das durch diesen Dialog legitimieren. Das bringt überhaupt nichts, denn sie reden und reden, und Mursi macht dann doch, was er will!“

Das Oberste Verfassungsgericht in Kairo hat an diesem Sonntag Einsprüche gegen die neue Verfassung zurückgewiesen. Der Text war von einer mehrheitlich islamistischen Kommission verfasst und im Dezember per Volksabstimmung durchgesetzt worden; christliche Kopten monieren, die Verfassung sei nicht repräsentativ für alle Ägypter. Viele Oppositionelle wollen auch die kommenden Parlamentswahlen boykottieren. Zwar war der Wahlgang auf Drängen der Christen von Präsident Mursi verschoben worden, damit er nicht in die koptischen Kar- und Ostertage fällt. Doch Bischof Kyrillos William sagt:

„Trotzdem bleibt über dieser Wahl ein Fragezeichen, weil viele (auch Nichtchristen) zum gegenwärtigen Zeitpunkt keinen Sinn in Wahlen sehen. Wer kann uns die Transparenz der Wahlen garantieren, wenn alle entscheidenden Leute zur Muslimbruderschaft gehören? Dann weiß man ja auch das Ergebnis schon im voraus.“

Sehr optimistisch ist der koptisch-katholische Bischof nicht, was die nächsten Monate in Ägypten betrifft. „Wir beten und hoffen, aber Mursi handelt nur im Interesse der geistlichen Führung der Muslimbruderschaft und nicht im Interesse von ganz Ägypten.“

(rv 03.03.2013 sk)








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