Nach einem Todesurteil gegen einen islamistischen Politiker sind in mehreren Regionen
Proteste eskaliert. Laut Polizeiangaben starben bis zu 46 Menschen bei den Unruhen.
Die Deutsche Welle berichtet unter Berufung auf andere Quellen von bis zu 53 Toten.
Ausgelöst wurden die Unruhen durch die dritte Verurteilung im Kriegsverbrecherprozess
in Dhaka am Donnerstag. Das Gericht verurteilte Delwar Hossain Saydee, einen der Vorsitzenden
der islamistischen Partei Jamaat-e-Islami, wegen diversen Kriegsverbrechen im Unabhängigkeitskrieg
1971 zum Tode. Massenmord, Vergewaltigung und andere Kriegsverbrechen, dies waren
unter anderem Punkte der Anklage. Nach dem Urteil versammelten sich Islamisten und
Anhänger der Jamaat, sie stellten Blockaden auf und steckten Häuser von Regierungsanhängern
in Brand. Die Polizei griff mit Schlagstöcken und Tränengas ein.
Hintergrund Das
Strafgericht gegen die Kriegsverbrechen wurde 2010 von der amtierenden Regierung unter
Ministerin Sheikh Hasina eingesetzt, um die Verbrechen des Unabhängigkeitskrieges
in den 1970er Jahren aufzuarbeiten. Der Grund für den Krieg damals war ein Volksaufstand
gegen die pakistanischen Herrscher. Anhänger der Islamisten, die während des Krieges
auf Seiten Pakistans gekämpft haben, erkennen den Prozess nicht an. Immer wieder liefern
sie sich blutige Auseinandersetzungen mit der Polizei. Doch die Regierung steht entschlossen
hinter dem Prozess gegen die Kriegsverbrecher von damals. Westliche Menschenrechtsorganisationen
beobachten dies kritisch. Ob Beweise, die älter als 40 Jahre alt sind, ein faires
und stichhaltiges Verfahren garantieren können bezweifelt man. Auch ein neues Gesetz,
welches ein verkürztes Revisionsverfahren und somit den schnellen Weg zur Hinrichtung
ermöglicht, wird mit Sorge beobachtet. Bislang hat die Regierung Bangladeschs auf
die Kritik der Menschenrechtsorganisationen nicht reagiert.