Zum Ende des Pontifikats
von Papst Benedikt XVI. haben die Bischöfe in Deutschland am Donnerstagabend Dankgottesdienste
gefeiert. Im Kölner Dom sprach Kardinal Joachim Meisner von „tiefer Wehmut
und Traurigkeit“. Benedikt XVI. habe in seinem fast achtjährigen Pontifikat dem Trend
entgegenwirkt, dass der Mensch Gott aus seinem Denken und Handeln verdränge und das
Lebensrecht der Hilflosesten wie den Ungeborenen infrage stelle, sagte Meiser im vollbesetzten
Dom. Zudem sei er für „die von Gott gegebene Grundausstattung des Menschen als Mann
und Frau“ eingetreten. Meisner kritisierte Häme und Kritik an Benedikt XVI. insbesondere
aus Deutschland. Entschieden wies der Erzbischof Spekulationen zurück, dass nach dem
Rücktritt das Papstamt einen anderen Zuschnitt erhalte.
Erzbischof Hans-Josef
Becker in Paderborn zitierte die Worte Benedikt XVI. bei der letzten Generalaudienz
am Mittwoch in Rom: „Der Herr trägt die Kirche immer. Er leitet sie auch in schwierigen
Zeiten.“ Diese Sicht dürften die Christen nicht verlieren, so Becker. Das sei das
„Vermächtnis“ des Papstes an die Kirche. Zugleich erinnerte der Erzbischof an die
Worte Benedikt XVI. bei seiner Amtseinführung. „Erst wo wir dem lebendigen Gott in
Christus begegnen, lernen wir, was Leben ist.“ Der Kirche hinterlasse Benedikt XVI.
ein Erbe, das als Rüstzeug für den Weg in die Zukunft dienen könne, sagte Becker.
Weiter
Mitarbeiter der Wahrheit Münsters Bischof Felix Genn erinnerte an
den Wahlspruch, den sich Joseph Ratzinger zu seiner Ernennung zum Münchner Erzbischof
1977 ausgesucht hatte: „Cooperatores veritatis - Mitarbeiter der Wahrheit“. Auch wenn
Benedikt XVI. sich jetzt aus der Öffentlichkeit zurückziehe, um im Gebet für die Kirche
da zu sein, werde er sich weiter als Mitarbeiter der Wahrheit verstehen, so Genn im
Münsteraner Dom. Der Leitspruch bedeute, den zu suchen, der sich selbst als „der Weg,
die Wahrheit und das Leben“ bezeichne. Er sei zugleich ein Auftrag an alle Gläubigen,
„die anderen Menschen auf ihrer Suche nach der Wahrheit als Mitsuchende zu stützen“.
Der
Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff dankte Benedikt XVI. für sein Wirken
„in schwerer Zeit“. Vor allem habe er die Frage nach Gott offen gehalten, „uns nachdenklich
gemacht und uns angeregt, Gott zum Mittelpunkt des Lebens der Kirche und unseres eigenen
Lebens zu machen“. Joseph Ratzinger sei besonders ein „geistlicher Lehrer und Theologe“
gewesen, der die Menschen mit Predigten, Ansprachen, Büchern und Gedanken bereichert
habe.
In Essen bezeichnete Weihbischof Ludger Schepers den Papst als
einen Theologen und Hirten, „der uns durch seine Gedanken viele Jahre bereichert und
erbaut hat“. Dass sich Benedikt XVI. jetzt in ein von Gebet und Meditation bestimmtes
Leben zurückziehe, sei von tiefer Symbolik. Das Beten und Arbeiten sei die Mitte benediktinischer
Spiritualität. Jetzt werde ein Papst namens Benedikt zu einem Sinnbild von Arbeit
und Gebet, so Schepers, der den Gottesdienst in Vertretung von Ruhrbischof Franz-Josef
Overbeck feierte.