Am Donnerstag um etwa
17.00 Uhr, wenn der Papst mit dem Hubschrauber aus den Vatikanischen Gärten abfliegt,
werden in der Diözese Rom, aber auch in Castel Gandolfo, wo der Hubschrauber knapp
zwanzig Minuten später erwartet wird, alle Kirchenglocken läuten. Viele Gläubige,
aber auch die lokalen Autoritäten bereiten sich darauf vor, den Papst an seinem letzten
Tag im Petrusamt in der Sommerresidenz der Päpste willkommen zu heißen. Dort wird
er die nächsten zwei Monate verbringen. Unter denen, die in Castel Gandolfo alles
vorbereiten, damit der scheidende Papst bestmöglich empfangen werden kann, sind der
Direktor und der Verwalter der Päpstlichen Villen, Saverio Petrillo und Pier Paolo
Turoli – für sie ist der Benedikts Aufenthalt, trotz der ungewöhnlichen Umstände,
„business as usual“. Petrillo:
„Manch einer sagt uns, dass wir in dieser
Zeit viel Arbeit haben werden, aber dem sehe ich wirklich sehr gelassen entgegen.
Denn der Papst wird sein gewöhnliches Appartement beziehen, das heißt, es wird keine
speziellen Vorbereitungen geben, das ist alles Routine für uns. Die Päpste fühlen
sich jedenfalls sehr wohl hier! Castel Gandolfo hat zwar keine großen Kunstwerke oder
große Empfangssalons, aber es hat eine familiäre Atmosphäre, die die Päpste Entspannung
finden lässt. Papst Benedikt XVI. hat das vor zwei Jahren sehr gut auf den Punkt gebracht,
als er sich aus dem Fenster gelehnt und gesagt hat: Hier habe ich alles, die Berge,
den See, und ich sehe sogar das Meer.“
Der Papst, so erzählt Petrillo,
gehe seit jeher gerne in den Gärten spazieren, übertreibe es damit aber nicht:
„Er
ist nicht der Typ für lange und strapaziöse Spaziergänge, sagen wir, er ist nicht
Johannes Paul II., das ist nicht Teil seines Wesens. Er ist ein sehr reservierter
Mensch, ein Büchermensch; er liebt es nicht, allzu lange in der Natur zu sein. Wir
bereiten die Zimmer für eine Familie vor, die aus dem Papst, aus zwei Sekretären und
vier Memores besteht, außerdem wird ein Zimmer für seinen Bruder Georg vorbereitet,
nichts Übertriebenes also. Castel Gandolfo hat den Papst immer als einen seiner Bürger
angesehen.“
Pier Paolo Turoli hingegen macht sich bereits Gedanken darüber,
wie er den scheidenden Papst wohl ansprechen sollte:
„Das ist ein schönes
Problem, ich hoffe natürlich von ganzem Herzen, ihn zu treffen, aber bis sie uns nicht
sagen, was für einen Titel er tragen wird… denn das hängt vom kanonischen Recht und
anderen Überlegungen ab, die nicht unsere Aufgabe sind …“
Bereits als Kardinal
Ratzinger sei Benedikt XVI. gern nach Castel Gandolfo gekommen, festes Ritual sei
es beispielsweise gewesen, am Tag des heiligen Josef, seinem Namenstag, zu kommen,
um in den Gärten spazieren zu gehen. Der Wahl seines neuen obersten Vorgesetzten sieht
Turoli ebenfalls gelassen entgegen:
„Wir haben eine klare Aufgabe, wir müssen
die Sommerresidenz am Laufen halten. Deshalb, wenn nun der nächste Papst lieber in
die Dolomiten fährt, anstatt hier seine Ferien zu verbringen, müssen wir das akzeptieren!
Aber ich denke nicht, dass der Heilige Stuhl uns alle versetzt und die Villa verkommen
lässt. Wir sind jeden Tag hier, und sollte der neue Papst kommen und neugierig sein,
was sich in den einzelnen Villen verbirgt, werden wir ihm gerne alles zeigen. Wir
sind ja aus diesem Grund hier.“