Kardinal Lehmann: „Oft seine wahre Größe verkannt“
Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann hat den Rücktritt von Papst Benedikt XVI. als verantwortungsvollen
Akt gewürdigt. „Es ist nicht verantwortlich, an seinem Sessel zu kleben, wenn man
den entsprechenden Dienst nicht mehr angemessen leisten kann“, schreibt Lehmann in
einem am Sonntag veröffentlichten Hirtenbrief zum Ende des Pontifikats. Gerade das
Papstamt werde von Gott dem Menschen nur auf Zeit geschenkt. „Es ist für viele Menschen
wohltuend, wenn wir auch in der Kirche bekennen, dass wir angesichts der verfügbaren
Kräfte einem Dienst nicht mehr voll entsprechen können. Vielleicht bekommt dadurch
das Papsttum ein menschlicheres Gesicht.“ Dies könne auch bisher wenig geahnte Folgen
für das ökumenische Gespräch über die Rolle und Struktur des Papsttums haben, hebt
Lehmann hervor.
Der Mainzer Bischof bezeichnete Benedikt XVI. als einen „großen
Lehrer des Glaubens“, der die Kirche in besonderer Weise „durch seine theologische
und spirituelle Kompetenz“ bereichert habe. Er dankte dem Papst für seinen „herausragenden
Dienst in Kirche und Welt“. „Wir haben gerade in der Heimat den 'deutschen' Papst
gefeiert, haben aber oft seine wahre Größe und seine Bedeutung für die Kirche verkannt“,
so Lehmann. Andere Völker hätten dies mitunter besser erkannt.
„Gewiss kann
man an seinen Regierungsstil Fragen stellen“, so der Kardinal weiter. Manche Kritik
an Benedikt XVI. sei jedoch überheblich. „In seinen Schriften hat er manchen Kritikern
schon gründlich geantwortet, ohne dass sie es merkten.“