Neofit ist neues Oberhaupt der bulgarisch-orthodoxen Kirche
Der bisherige Metropolit
von Russe, Neofit (67), ist das neue Oberhaupt der bulgarisch-orthodoxen Kirche. Ein
Landeskonzil aus Bischöfen, Geistlichen und Laien wählte ihn am Sonntag in der bulgarischen
Hauptstadt Sofia zum Patriarchen. Er tritt die Nachfolge des Anfang November verstorbenen
Patriarchen Maxim an, der die Kirche 41 Jahre lang leitete.
Im zweiten
Wahlgang Neofit setzte sich im zweiten Wahlgang mit 90 zu 47 Stimmen gegen
den Metropoliten Gavrail (62) aus dem nordbulgarischen Lowetsch durch. Die Stichwahl
war notwendig geworden, weil im ersten Wahlgang keiner der drei Kandidaten die erforderliche
Zwei-Drittel-Mehrheit erhalten hatte. Metropolit Galaktion (63) von Stara Sagora am
Balkangebirge schied mit 22 Stimmen aus. Wegen Krankheit nahm er nicht am Konzil teil.
Der am 15. Oktober 1945 in Sofia geborene neue Patriarch Neofit studierte in der bulgarischen
Hauptstadt und in Moskau Theologie. 1975 wurde er zum Priester geweiht. Zwischen 1989
und 1992 leitete er in Sofia zuerst die Theologische Akademie und dann die Theologische
Fakultät der Universität. Anschließend war er Sekretär der Heiligen Synode, dem obersten
Leitungsorgan der Kirche. 1994 erfolgte die Bischofsweihe. Seit 2004 ist er Metropolit
von Russe. Die an der Donau gelegene fünftgrößte Stadt des Landes ist das kulturelle
Zentrum Nordbulgariens.
Geheimdienst Als einziger der drei
Kandidaten für das Patriarchenamt arbeitete Gavrail während des Kommunismus nicht
mit dem Geheimdienst zusammen. Laut einer Anfang 2012 abgeschlossenen staatlichen
Untersuchung stand Galaktion seit 1981 im Dienst der berüchtigten Staatssicherheit,
Neofit seit 1983. Insgesamt rekrutierte der Geheimdienst dem Untersuchungsbericht
zufolge elf Metropoliten, nicht jedoch Patriarch Maxim sowie drei andere Metropoliten.
Das Kirchenoberhaupt wird auf Lebenszeit gewählt. Unter den 138 Konzilteilnehmern
waren auch sieben Vertreter der Diözese von West- und Mitteleuropa mit Sitz in Berlin.
Laut Kirchenstatut ist bei der Patriarchenkür im ersten Wahlgang eine Zwei-Drittel-Mehrheit
erforderlich. Falls die kein Kandidat erreicht, kommt es zur Stichwahl zwischen den
beiden Erstplazierten. Von den rund 7,5 Millionen Bulgaren sind rund 80 Prozent orthodox;
nur weniger als ein Prozent sind Katholiken; etwa zehn Prozent gehören dem Islam an.