Vatikan-Diplomat Tomasi: Kein politischer Wille gegen Gewalt in Syrien da
Bei einem Autobombenanschlag
in der syrischen Hauptstadt Damaskus sind am Donnerstag nach Angaben der syrischen
Nachrichtenagentur Sana zahlreiche Zivilisten verletzt oder getötet worden. Nach Angaben
der Polizei explodierte die Bombe in der Nähe des Sitzes der regierenden Baath-Partei.
Der Bürgerkrieg in Syrien dauert nun schon zwei Jahren an. Bei Kämpfen zwischen Rebellen
und der Armee von Machthaber Baschar al Assad wurden nach UNO-Angaben bislang mehr
als 70.000 Menschen getötet. Und beim UNO-Sitz in Genf war Syrien am Mittwoch ein
Thema der Unterredungen, sagt uns der Vatikan-Vertreter in Genf, Erzbischof Silvano
Tomasi.
„44 Länder haben einen Aufruf unterschrieben, in der sie zum Respekt
gegenüber der Zivilbevölkerung aufrufen. Besonders der Zugang zu Krankenhäuser ist
dort derzeit sehr prekär, über die Hälfte der medizinischen Einrichtungen sind zerstört.
Ein Drittel der Krankenhäuser sind gar nicht in Betrieb. Deshalb rufen die Unterzeichner-Staaten
auf, zumindest den Zugang zu Spitälern zu gewährleisten.“
Viele Syrer flüchteten
derzeit vor allem ins benachbarte Jordanien. Die UNO rechnet mit etwa vier Millionen
Flüchtlinge, die Hilfe brauchen.
„Was aber traurig macht, ist die Tatsache,
dass die Mehrheit der Flüchtlinge – etwa 80 Prozent – Frauen und Kinder sind. Diese
Menschen sind diejenigen, die am meisten von der Situation leiden. Der Winter ist
in jener Region immer sehr kalt und die Gewaltwelle ist weiterhin sehr hoch. Doch
neben der humanitären Hilfe gibt es eine tiefgehendere Frage, die wir uns stellen
müssen: weshalb gibt es keinen politischen Willen, die Gewaltwelle, die es seit etwa
zwei Jahren gibt, zu stoppen?“
Um aber einen wahren Dialogprozess in dem
krisengerüttelten Land zu starten, braucht es klare politische Prämissen, so der Ständige
Beobachter des Heiligen Stuhls bei der UNO in Genf.
„Die Oppositionsgruppen,
die fundamentalistisch sind, werden immer mehr Macht haben. Das könnte dann dazu führen,
dass es in Syrien keinen Ausblick mehr auf Demokratie – insbesondere für die vielen
Minderheiten – geben wird. Das betrifft auch die christliche Minderheit. Deshalb ist
eine Einbeziehung der internationalen Staatengemeinschaft unumgänglich. All jene Staaten,
die unmittelbare Interessen in jener Region haben, sollten nun an einem Tisch sitzen
und zumindest eine politische Lösung für einen Neuanfang finden.“