Vertreter der christlichen Kirchen und Konfessionen haben das Statut für einen Nationalen
Kirchenrat in Ägypten unterzeichnet. Das Treffen in der koptisch-orthodoxen Markuskathedrale
Kairos am Montag bedeutet einen wichtigen Schritt hin zu mehr Sichtbarkeit der Christen
im Land. An der Gründung des Kirchenrates nahmen auch drei Patriarchen teil: Hausherr
Tawadros II. von den orthodoxen Kopten, der neugewählte Ibrahim Isaac Sidrak von der
viel kleineren Gemeinschaft katholischer Kopten und der griechisch-orthodoxe Kirchenführer
Theodoros II. Nach Angaben des koptisch-katholischen Bischofs Kyrillos William soll
der neue Verband die innerchristliche Ökumene stärken und gemeinsame Positionen gegenüber
Nichtchristen ausarbeiten. Das zielt vor allem auf die muslimische Mehrheit in Ägypten.
Ein „aufs Politische beschränkter Rat“ werde es nicht sein, so William. Er lobt vor
allem die ökumenische Aufgeschlossenheit des orthodoxen Koptenführers Tawadros, der
für ungefähr ein Zehntel der ägyptischen Bevölkerung spricht.
Bereits am Sonntag
haben mehrere hundert orthodoxe Kopten vor dem Obersten Gericht in Kairo demonstriert.
Mit ihrem Protest machten sie auf den Brand einer Kirche in der Provinz Fayum aufmerksam.
Eine Gruppe von Islamisten hatte am 15. Februar die Mar-Girgis-Kirche angegriffen
und niedergebrannt.
Per Dekret hat Ägyptens Präsident Mohamed Mursi am Montag
Shauki Ibrahim Abdelkarim zum neuen Großmufti des Landes ernannt. Der islamische Rechtsgelehrte,
der von der Führung der Kairoer al-Azhar-Universität gewählt wurde, wird sein Amt
am 4. März von Ali Gomaa übernehmen. Zum ersten Mal wird damit ein Großmufti durch
eine Wahl bestimmt; zu Zeiten des alten Regimes ernannte der Präsident den Spitzenvertreter
des ägyptischen Islams. Zu der Wahl am Montag letzter Woche hatten sich 25 Kandidaten
gestellt. Der Vatikan hofft nun auf eine Wiederaufnahme seines Dialogs mit der al-Azhar-Universität.
Dieser war von der sunnitischen Lehranstalt Anfang 2011 auf Eis gelegt worden, aus
Protest gegen eine Rede des Papstes zum Thema Religionsfreiheit.