Zum ersten Mal steht ein früherer Staatspräsident ab diesem Dienstag als Angeklagter
vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag. Es ist der frühere Präsident
von Elfenbeinküste, Laurent Gbagbo. Der 67-Jährige soll nach der umkämpften Präsidentenwahl
von Ende 2010 Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen haben, um seinen Herausforderer
vom höchsten Staatsamt fernzuhalten. Mit einer ersten Erklärung Gbagbos wird für den
28. Februar gerechnet. Bei den Auseinandersetzungen waren ungefähr 3.000 Menschen
ums Leben gekommen; eine französische Militärintervention hatte Gbagbo schließlich
gestürzt und den heutigen Präsidenten Alassane Ouattara ins Amt gebracht. In Afrika
kritisieren viele den Internationalen Strafgerichtshof: Er spiele zu sehr westlichen
Interessen in Afrika in die Hände. Viele fragen, warum nicht auch Ruandas Staatschef
Paul Kagame wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt werde, und antworten:
Weil der Westen ihn noch braucht. Dieser verbreitete Eindruck sorgt dafür, dass die
Afrikanische Union den vom Strafgerichtshof erwirkten Haftbefehl gegen den sudanesischen
Präsidenten Omar al-Baschir ignoriert, statt ihn zu vollstrecken.