2013-02-14 15:31:07

Syrien: „Das Blut der Opfer klebt unter unseren Sohlen”


RealAudioMP3 Während sich die Vereinten Nationen bemühen, mit Oppositionellen und Vertretern des Regimes einen Friedensplan für Syrien zu erstellen, hat die Fastenzeit im Land selbst mit erneuten Blutströmen begonnen. Allein in den vergangenen 24 Stunden seien nach Informationen der Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter weit über 200 Menschen ums Leben gekommen. Die Rebellen haben unterdessen nach heftigen Kämpfen eine strategische Militärbasis in der Nähe des Flughafens von Aleppo eingenommen. Während das Militär weiter stete Desertationen verzeichnet, ist die zweite Lieferung von Hilfsgütern durch die UNO sowie den Roten Halbmond für die Vertriebenen im Nordosten des Landes, der sich unter der Kontrolle der Rebellen befindet, angekommen. Umso dramatischer der Appell des apostolischen Nuntius in Syrien, Erzbischof Mario Zenari, der sich des Eindrucks nicht erwehren kann, dass die internationale Gemeinschaft bei ihrem Einsatz hinter ihren Möglichkeiten zurückbleibt:
„Wir beginnen hier leider die dritte Fastenzeit in Folge in diesem Klima von schrecklichem Leiden der gesamten syrischen Bevölkerung. Unter einem bestimmten Gesichtspunkt hat man den Eindruck, dass auch die internationale Gemeinschaft, wie erst kürzlich der internationale Vermittler Brahimi sagte, daneben steht und zusieht, wie Syrien zerstört wird, ohne zu wissen, was zu machen ist. Die Zahl der Opfer, die ständig nach oben korrigiert wird, ist wirklich erschreckend: manchmal hat man den Eindruck, auf dem Blut dieser Gewaltopfer voranzuschreiten. Auch hier in Damaskus, wie viele Explosionen hat es in diesen zwei Jahren gegeben. Dieses Blut, dass sich – wie ich manchmal sage – auch körperlich unter den Sohlen unserer Schuhe festsetzt, wenn man in Syrien auf die Straße geht! Diese Gewalt ist nunmehr überall verbreitet!”

Die Menschen seien nunmehr sehr müde und enttäuscht, fährt der Nuntius fort. Dabei spielten auch die Schwierigkeiten des täglichen Lebens eine Rolle, das Fehlen von Nahrungsmitteln, aber auch den anderen ganz gewöhnlichen Dingen, die man im Winter eben benötige, wie Heizmaterial. Auch die Arbeit liege nieder, und die Kinder könnten nicht in die Schule gehen.

„Außerdem gibt es viele Familien, die unter einem Trauerfall leiden. Man sieht eine niedergeschmetterte Bevölkerung. Manchmal hat man den Eindruck, dass dieser Konflikt, der nunmehr so lange dauert, nicht mehr den Einsatz derjenigen herausfordert, die etwas tun könnten, insbesondere die internationale Gemeinschaft, und sich für eine friedliche und rasche Lösung einsetzen könnten.“

Die christliche Gemeinschaft der verschiedenen Konfessionen, so der Nuntius, hätte trotz allem mit den Riten der Fastenzeit begonnen. Die Kirche sei in dieser Situation der Unsicherheit und der Gewalt geradezu ein Trost, und die Intensität der Gottesdienstbesuche habe eher zugenommen:

„Manchmal muss man die Zeiten etwas ändern, denn man kann beispielsweise keinen abendlichen Gottesdienst feiern, aber dennoch – so höre ich – sind die Kirchen voll und man registriert einen großen Zulauf: die Christen spüren, dass sie in dieser Situation Gott wirklich brauchen. Ich möchte jedenfalls an alle appellieren, die in irgend einer Form die Möglichkeit dazu haben oder die aufgrund ihres Amtes die Pflicht haben, einzugreifen, nicht wegzusehen, sondern sofort zu intervenieren damit wir zu einer friedlichen Lösung der Krise gelangen können.“

(rv 14.02.2013 cs)







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