2013-02-13 11:12:23

Rowan Williams: „Das Papstamt wird ent-mythologisiert“


RealAudioMP3 „Als wir uns das letzte Mal unterhalten haben, hat er (d.h. der Papst) sehr deutlich von seiner eigenen Schwäche gesprochen, und ich dachte einen Moment: Ob er wohl an Rücktritt denkt?“ Rowan Williams war bis Ende 2012 anglikanischer Primas von Canterbury; auch er ist vorzeitig von seinem Amt zurückgetreten. Im Interview mit Radio Vatikan sagte er: „Ich hatte in unseren Gesprächen das Gefühl, als fragte er sich allmählich: Kann ich guten Gewissens weitermachen? Natürlich hatte er das Beispiel seines Vorgängers vor Augen, der mit enormem Mut bis zum Ende durchgehalten hat. Aber er mag den Eindruck gewonnen haben, dass so etwas diesmal nicht im besten Interesse der ganzen Kirche sein könnte.“

Er selbst habe den Papst vertraulich vorab von seinem Rücktrittsplan unterrichtet, erzählt der frühere Primas der anglikanischen Weltgemeinschaft. „Wir haben ein bisschen über den Druck des Amtes geredet, und dass man eigentlich mehr zum Nachdenken und zum Beten kommen müsste.“ Williams hat sich mit Benedikt XVI. in den letzten acht Jahren häufig getroffen; sie hatten ein „warmes Verhältnis“, sagt er. Sieht er den angekündigten Rückzug des Papstes als einen Schritt zur Modernisierung des Amtes? Liegt er gar auf einer Linie mit dem Vorschlag Johannes Pauls II. in der Ökumene-Enzyklika „Ut Unum Sint“, eine neue und für alle Christen akzeptable Form der Ausübung des Petrusdienstes zu finden?

„Das ist eine interessante Frage. Es scheint mir tatsächlich so, dass ein solcher Akt dazu beiträgt, das Papstamt, wenn Sie so wollen, zu ent-mythologisieren. Der Papst ist nicht eine Art Gottkönig, der bis zum Schluss weitermacht. Das Dienstamt, das der Bischof von Rom ausübt, ist genau das: ein Dienstamt. Und darum ist es vernünftig zu fragen, ob es einen Moment gibt, in dem besser jemand anderes den Hirtenstock in die Hand nehmen sollte. Also: Ja, ich nenne das Ent-Mythologisieren. Und dadurch erinnert es uns daran, dass der Primat des Bischofs von Rom der eines Dieners an der kirchlichen Einheit ist. Er ist der Bischof, der zusammenführt, der vermittelt, der für die Gemeinschaft der Bischöfe sorgt. Dieses etwas mehr funktionale, etwas weniger theologisch aufgeladene Bild mag eines der Dinge sein, die sich aus dem (Rücktritt des Papstes) ergeben…“

Es könne durchaus sein, dass die neue Art des Papstamtes, die sich aus der Entscheidung von Benedikt XVI. ergibt, sich als ein großer Schritt für die Ökumene herausstelle. Aber er glaube, man müsse die „Implikationen von Ut Unum Sint erst noch genauer durcharbeiten“, und wenn der Papst-Rücktritt „ein Stimulus dafür“ sei, dann fände er das gut. Frage an Rowan Williams: Was würden Sie dem Papst zu seinem Rückzug gerne sagen?

„Ich habe ihm schon privat geschrieben. Öffentlich würde ich sagen, dass er in unserer Zuneigung und in unseren Gebeten bleibt. Und dass wir auf noch mehr tiefgehende und durchdachte Theologie aus seiner Feder warten – von der Art, die seine Enzykliken so außerordentlich fruchtbar gemacht hat, als eine Ressource für die ganze christliche Familie!“

(rv 13.02.2013 sk)








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