Reaktionen aus der deutschen Kirche: „Er wird uns fehlen“
„Er wird uns fehlen“ - so hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof
Robert Zollitsch, auf Benedikts angekündigten Rücktruitt reagiert. Die Entscheidung
sei eine „große menschliche und religiöse Geste“: „Wir deutschen Bischöfe danken dem
Heiligen Vater für seinen Dienst auf dem Stuhl Petri und sind erfüllt von großem Respekt
und von Bewunderung für seine Entscheidung.“ Benedikt XVI. gebe aller Welt „ein leuchtendes
Beispiel wirklichen Verantwortungsbewusstseins und lebendiger Liebe zur Kirche“. Zollitsch
nannte den scheidenden Papst einen „großen Lehrer unserer Kirche“; als Brückenbauer
habe er Theologie und Kirche nachhaltig geprägt. Sein Anliegen, Glaube und Vernunft
miteinander zu versöhnen, ziehe sich „wie ein roter Faden“ durch sein Leben und Wirken.
Respekt, Dankbarkeit, aber auch Traurigkeit – so hat der Kölner Kardinal Joachim
Meisner auf den angekündigten Papstrücktritt reagiert. „Papst Benedikt XVI.
hatte es als oberster Hirte der Weltkirche nicht leicht, und er hat es sich nie leicht
gemacht“, schreibt Meisner in einer Erklärung. Der deutsche Papst habe „uns als Brüder
und Schwestern im Glauben gestärkt“, formuliert Meisner – „gerade in Deutschland.“
Bei seinem Deutschlandbesuch im Jahr 2011 habe der Papst in seinen Ansprachen „gleichsam
noch einmal den ganzen Horizont seiner Theologie und des katholischen Glaubens aufscheinen
lassen“. Auch an der Weltjugendtag 2005 in Köln erinnerte Kardinal Meisner, ebenso
an die Jesusbücher des Papstes.
„Wir sind voll des Dankes für sein segensreiches
Wirken“. Das sagt der Münchner Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx. „Benedikt
XVI. hat die Weltkirche nun acht Jahre lang mit höchstem Einsatz geführt und entscheidend
mit seiner klaren Theologie geprägt. Wir als seine bayerische Heimatdiözese fühlen
uns ihm als Priester und vormaligem Erzbischof des Erzbistums München und Freising
auch in dieser Stunde eng verbunden. Wir sind voll des Dankes für sein segensreiches
Wirken als Oberhaupt der katholischen Kirche... Wir wollen uns für die Zukunft unserer
Kirche weiter von der bedeutenden Theologie Benedikt XVI. inspirieren lassen.“
Der
Berliner Kardinal Rainer Maria Woelki fühlt ein „großes Bedauern“. Benedikts
Rücktritt sei für ihn „ein Zeichen von Demut und Sorge um die ihm anvertraute Kirche“,
betonte Woelki am Montag in Berlin. „Wie in allen anderen Belangen seines segensreichen
Pontifikats handelt der Papst mit großer Umsicht und weit vorausschauend, auch wenn
es um seine eigene Person geht.“ Woelki hob hervor, die Entscheidung gehe ihm sehr
nahe, da er sich Benedikt XVI. besonders verbunden fühle. „Ich schätze ihn als meinen
theologischen Lehrer seit Studienzeiten..., und schließlich berief er mich erst kürzlich
in das Kollegium der Kardinäle“, so der Berliner Erzbischof.
Der Mainzer
Bischof, Kardinal Karl Lehmann, spricht von einem „Rücktritt am Rosenmontag“:
„Wer den deutschen Papst in den letzten Monaten sehen konnte, spürte, wie sehr seine
physischen Kräfte abnehmen.“ Benedikt XVI. werde „als großer Lehrer des Glaubens in
die Geschichte des Papsttums eingehen“. In „schwieriger Zeit“ habe er „nach innen
und außen die Schätze der Heiligen Schrift und der großen kirchlichen Tradition aus
fast zwei Jahrtausenden in ihrer unverbrüchlichen spirituellen und intellektuellen
Kraft für unsere Gegenwart glaubwürdig, einsichtig und wirkungsvoll ausgelegt“, so
Lehmann. „Er hat entgegen manchen anderen Einschätzungen auch das Gespräch mit den
christlichen Kirchen in Ost und West sowie dem Judentum gesucht und gefördert und
den Dialog mit den Weltreligionen unterstützt.“ Papst Benedikt habe allerdings „nicht
nur an seiner abnehmenden gesundheitlichen Kraft, sondern auch an vielen Mangelerscheinungen
und Fehlern in der Kirche von heute gelitten: die Müdigkeit der Guten, die Verführbarkeit
so vieler Mitglieder der Kirche, die Missbrauchsskandale, den missbräuchlichen Umgang
mit dem Konzil von rechts und links, Verletzungen der Menschenrechte und Verfolgungen
der Christen, Defekte im eigenen Haus, gerade auch im Vatikan“. Wörtlich fährt Lehmann
fort: „Kirche und Welt haben Papst Benedikt XVI. viel zu danken, mehr als uns im Augenblick
bewusst ist, gerade auch wir, seine deutschen Landsleute.“
„Mit Respekt
und Dankbarkeit“ reagiert das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) in einem
Statement. Benedikt habe „mit seinem Leben der Botschaft Jesu Christi und der Kirche
in herausragender Weise ein Leben lang gedient“, erklärte ZdK-Präsident Alois Glück
am Montag in Bonn. Dies sei „sicher auch der Maßstab für seine jetzige Entscheidung“.
Sie zeuge von menschlicher Größe. Glück sprach von einem „tiefen Einschnitt für uns
alle“. Besonders für die katholische Kirche in Deutschland sei der Rücktritt eine
Zäsur.
Der katholische Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke
nannte den angekündigten Rücktritt Benedikts „ein Zeichen von wahrhaftiger Größe“.
Benedikt habe „dem Papstamt Format gegeben, besonders durch seine Geisteskraft und
seine theologischen Aussagen. Jaschke wörtlich: „Er bleibt natürlich Papst, er ist
dann Altpapst, Papst emeritus“.
Der Tübinger Theologe Hans Küng
bekundet Respekt für Benedikt XVI. Der Rückzug sei legitim und aus vielen Gründen
verständlich, so der vom Lehramt suspendierte Theologe, der mit Joseph Ratzinger manchen
Strauß ausgefochten hat. Er hoffe, dass Benedikt keinen Einfluss auf die Wahl seines
Nachfolgers nehmen werde.