2013-02-08 13:39:08

Papst mahnt Europa: Das Erreichte nicht verspielen!


RealAudioMP3 Benedikt XVI. ruft die Europäische Union dazu auf, „das gemeinsam Erreichte nicht durch neue Herausforderungen und kurzsichtige Eigeninteressen zu untergraben oder gar aufzugeben“. In einem Grußwort, unterzeichnet vom vatikanischen Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone, würdigt der Papst die deutsch-französische Freundschaft. Das Wort „Wirtschaft“ fällt nicht in dem Text; stattdessen wertet der deutsche Papst den Élysée-Vertrag zwischen beiden Nachbarländern vor fünfzig Jahren als wichtig für den Frieden. Der Friede sei „eine bleibende Aufgabe, die immer wieder neu erfüllt werden muss“.

Das Grußwort Benedikts gilt einer Konferenz an der Päpstlichen Universität Gregoriana zum Thema „50 Jahre deutsch-französische Freundschaft im Dienste Europas: Die Europäische Union, ein Modell für andere Versöhnungen?“ Sie wurde von der deutschen und der französischen Botschaft beim Heiligen Stuhl ausgerichtet. Der Papst erinnert an „den persönlichen Einsatz der Väter“ des Élysée- Vertrages, Charles de Gaulle und Konrad Adenauer: Sie hätten „deutlich gemacht, dass Politik sich auf einer Basis gründet, die sie sich nicht selber geben kann“. Wörtlich heißt es in der Botschaft: „Das vom Schöpfer in das Herz des Menschen eingeschriebene natürliche Sittengesetz und die vom Evangelium her geformten Werte und Menschenrechte bilden die Grundlage einer Politik, die wahrhaft der Gerechtigkeit und dem Frieden, dem Fortschritt der ganzen Menschheitsfamilie dient. Auf diesem Fundament muss auch in Zukunft Politik aufbauen.“ Die Grußadresse wurde vom vatikanischen „Außenminister“, Erzbischof Dominique Mamberti, verlesen.

Der EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier betonte bei der Konferenz: „Die Versöhnung der Völker erfordert die Aussöhnung zwischen ihren Geschichtsversionen.“ Das geeinte Europa sei ohne den deutsch-französischen Aussöhnungsprozess nicht denkbar. Die Saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) war ebenfalls anwesend; sie hatte am Donnerstag Morgen den Papst getroffen und betonte danach die geradezu schicksalhafte Verflochtenheit des Saarlandes mit Frankreich:

„Das Bundesland, das auch mit Blick auf den Anteil derer, die Französisch lernen, das französischste aller deutschen Länder ist. Und das Bundesland, das in seiner eigenen Geschichte erlebt hat, wie um diese Region mit ihren Bodenschätzen Kohle und Stahl zwischen Deutschland und Frankreich Krieg geführt wurde. Die Schlachtfelder, die Gräber von jungen Franzosen und Deutschen liegen im Saarland. Auf der anderen Seite hat das Saarland auch erlebt, wie segensreich und positiv die europäische Aussöhnung und Einigung ist. Es kommt nicht von ungefähr, dass einer der Väter dieser europäischen Grundarchitektur, nämlich Robert Schumann, aus dieser Region kommt, nämlich aus dem benachbarten Luxemburg. Seine Ideen zur Einigung Europas hat er übrigens das erste Mal beim Deutschen Katholikentag 1913 in Metz vorgestellt.“

Bei der Begegnung mit dem Papst sei es vor allem um Europa-Fragen gegangen, erklärte die saarländische Regierungschefin. Benedikt habe sich bei dem intensiven Gespräch „sehr interessiert an der weiteren Entwicklung in Europa“ gezeigt. Er habe überdies ein starkes Bewusstsein für die Nöte von Menschen gezeigt, die von Sparmaßnahmen in der derzeitigen Krise betroffen seien.

Kramp-Karrenbauer, die Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) ist, würdigte den Papst als „Mann der klaren Positionen“, mit denen sie nicht in allen Fragen übereinstimme. So gebe es etwa unterschiedliche Auffassungen über die Stellung der Frau in der katholischen Kirche. Mit wohl argumentierten Positionen zwinge Benedikt seine Gesprächspartner jedoch, „die eigene Komfort-Zone zu verlassen“, und sich mit seinen Ansichten auseinanderzusetzen.

(rv 08.02.2013 sk)








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