Moderne Ritter: Malteser feiern 900 Jahre Anerkennung
Den richtigen Namen
für einen Ritter hat er: Erich Prinz von Lobkowicz. Aber ansonsten erinnert wenig
von der Erscheinung des Maltesers an das alte Bild von den Herren in Rüstung. Der
Präsident der deutschen Assoziation des „Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom
Heiligen Johannes zu Jerusalem, genannt von Rhodos, genannt von Malta“ befindet sich
zur 900-Jahr- Feier der kirchlichen Anerkennung des Ordens in Rom. An diesem Samstag
werden die Malteser von Papst Benedikt empfangen, gleichzeitig ist es aber auch die
Gelegenheit, die weltweit verstreut lebenden Mitglieder zu treffen.
Man kennt
den Hilfsdienst, man kennt die Krankenhäuser, dass dahinter aber ein Orden steckt,
ist den wenigsten bekannt. Die Malteser sind der älteste der Krankenpflegeorden der
Kirche. Hervorgegangen aus der Pilgerhilfe im Heiligen Land, hat der Orden heute fast
16.000 Mitglieder, Ritter und Damen, in Deutschland sind es nicht ganz 700, in Österreich
um die 250 Mitglieder.
„Es ist ein unglaublich moderner Orden,“ so
Prinz Lobkowicz. „Entscheidend dabei ist, dass wir nie zu einem Klerikerorden geworden
sind. Wir haben einzelne Kleriker, aber es ist immer ein Laienorden gewesen, und zwar
ein Laienorden, zu dessen Mitgliedern schon im späten Mittelalter auch Verheiratete
gehörten, und auch Männer und Frauen. Wenn Sie so wollen, ist es zugleich die laxeste
und die modernste Organisationsform, die sie unter den katholischen Orden finden werden.“
Den
Kern bilden die so genannten Profess-Ritter, die nach den evangelischen Räten leben,
also die Gelübde abgelegt haben. Neben diesen weltweit 60 Maltesern gibt es 700 Ritter
und Damen, die den Gehorsam versprochen haben, diese bilden dann den erweiterten Führungskern.
Von diesen leben allein 100 in Deutschland.
Ökumene aus der Geschichte
Zu
den Kuriositäten der Geschichte gehört es, dass der in der Reformation evangelisch
gewordene Zweig, die Johanniter, den Orden nie verlassen hat.
„Es ist ein
evangelischer Zweig eines großen katholischen Ordens, so dass wir uns heute verstehen
als zwei Teile eines Ordens. Diese Ökumene basiert mehr auf familiären Bindungen und
ähnlichem Denken. Theologische Fragen sparen wir aus. Wir haben die Feststellung,
dass wir nicht zusammen zur Kommunion gehen können, sie bei uns nicht und wir bei
ihnen nicht. Wir setzen uns da nicht über kirchliche Positionen hinweg. Aber für das
Helfen draußen in der Welt – international und in Deutschland – spielt das weniger
eine Rolle als die gemeinsame Geschichte und der gemeinsame Ethos.“
Etwa
eine Milliarde Euro werden allein in Deutschland von den Werken des Ordens umgesetzt.
Der Hilfsdienst ist das berühmteste dieser Werke, daneben gibt es Gymnasien, Altenheime,
Jugendeinrichtungen und vieles mehr. 20.000 Hauptamtliche und 50.000 Ehrenamtliche
engagieren sich in diesen Einrichtungen.
„Alle Werke des Ordens werden vom
Orden geführt und haben viele Ordensmitglieder, die in ihnen wirken, und zwar alle
ehrenamtlich. Von den deutschen Mitgliedern des Ordens sind 350 – also alle, die in
einem vertretbaren Alter sind – ehrenamtlich in den Werken unterwegs, als Diözesanleiter
beim Hilfsdienst, in den Kuratorien und Beiräten der Krankenhäuser, aber auch am Krankenbett.
Die Ordensmitglieder arbeiten gerne mit, was auch wichtig ist, denn unser Charisma
ist ja das obsequium pauperum [die Hilfe für die Bedürftigen]. Das geht schlecht vom
Schreibtisch aus.“
Der moderne Ritter
Der Zulauf sei
groß, man halte sich bei der Zulassung aber sehr bedeckt. Überhaupt könne man gar
nicht selbst eintreten, sondern müsse eingeladen werden. Das hänge mit dem Glamour-Faktor
zusammen, man wolle eben nicht, dass sich der Charakter des Ordens ändere. Man sei
aber keineswegs ein Adelsclub, der heute unter sich bleiben wolle. Im Orden sei es
nur noch ein Drittel der Mitglieder, das den „alten Familien“ angehöre.
Was
bedeutet es heute, ein ‚Ritter’ zu sein?
„Für mich persönlich spielt eine
große Rolle, wie ich unserem Herrn Jesus Christus dienen kann, indem ich den Armen,
Kranken, Bedürftigen und jeden Menschen, der mir begegnet, als Repräsentanten Christi
sehe. Hier sitzt Christus vor mir: Wenn er bettelt, wenn er ein Geschwür hat, wenn
er ein betrunkener Randalierer ist. Diese Einstellung so einzuüben, dass sie einen
nicht verlässt, auch wenn der Gegenüber echt unappetitlich ist - das ist es, glaube
ich, was ich heute „ritterlich“ nennen würde.“