2013-02-08 13:40:06

Moderne Ritter: Malteser feiern 900 Jahre Anerkennung


RealAudioMP3 Den richtigen Namen für einen Ritter hat er: Erich Prinz von Lobkowicz. Aber ansonsten erinnert wenig von der Erscheinung des Maltesers an das alte Bild von den Herren in Rüstung. Der Präsident der deutschen Assoziation des „Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom Heiligen Johannes zu Jerusalem, genannt von Rhodos, genannt von Malta“ befindet sich zur 900-Jahr- Feier der kirchlichen Anerkennung des Ordens in Rom. An diesem Samstag werden die Malteser von Papst Benedikt empfangen, gleichzeitig ist es aber auch die Gelegenheit, die weltweit verstreut lebenden Mitglieder zu treffen.

Man kennt den Hilfsdienst, man kennt die Krankenhäuser, dass dahinter aber ein Orden steckt, ist den wenigsten bekannt. Die Malteser sind der älteste der Krankenpflegeorden der Kirche. Hervorgegangen aus der Pilgerhilfe im Heiligen Land, hat der Orden heute fast 16.000 Mitglieder, Ritter und Damen, in Deutschland sind es nicht ganz 700, in Österreich um die 250 Mitglieder.

„Es ist ein unglaublich moderner Orden,“ so Prinz Lobkowicz. „Entscheidend dabei ist, dass wir nie zu einem Klerikerorden geworden sind. Wir haben einzelne Kleriker, aber es ist immer ein Laienorden gewesen, und zwar ein Laienorden, zu dessen Mitgliedern schon im späten Mittelalter auch Verheiratete gehörten, und auch Männer und Frauen. Wenn Sie so wollen, ist es zugleich die laxeste und die modernste Organisationsform, die sie unter den katholischen Orden finden werden.“

Den Kern bilden die so genannten Profess-Ritter, die nach den evangelischen Räten leben, also die Gelübde abgelegt haben. Neben diesen weltweit 60 Maltesern gibt es 700 Ritter und Damen, die den Gehorsam versprochen haben, diese bilden dann den erweiterten Führungskern. Von diesen leben allein 100 in Deutschland.

Ökumene aus der Geschichte

Zu den Kuriositäten der Geschichte gehört es, dass der in der Reformation evangelisch gewordene Zweig, die Johanniter, den Orden nie verlassen hat.

„Es ist ein evangelischer Zweig eines großen katholischen Ordens, so dass wir uns heute verstehen als zwei Teile eines Ordens. Diese Ökumene basiert mehr auf familiären Bindungen und ähnlichem Denken. Theologische Fragen sparen wir aus. Wir haben die Feststellung, dass wir nicht zusammen zur Kommunion gehen können, sie bei uns nicht und wir bei ihnen nicht. Wir setzen uns da nicht über kirchliche Positionen hinweg. Aber für das Helfen draußen in der Welt – international und in Deutschland – spielt das weniger eine Rolle als die gemeinsame Geschichte und der gemeinsame Ethos.“

Etwa eine Milliarde Euro werden allein in Deutschland von den Werken des Ordens umgesetzt. Der Hilfsdienst ist das berühmteste dieser Werke, daneben gibt es Gymnasien, Altenheime, Jugendeinrichtungen und vieles mehr. 20.000 Hauptamtliche und 50.000 Ehrenamtliche engagieren sich in diesen Einrichtungen.

„Alle Werke des Ordens werden vom Orden geführt und haben viele Ordensmitglieder, die in ihnen wirken, und zwar alle ehrenamtlich. Von den deutschen Mitgliedern des Ordens sind 350 – also alle, die in einem vertretbaren Alter sind – ehrenamtlich in den Werken unterwegs, als Diözesanleiter beim Hilfsdienst, in den Kuratorien und Beiräten der Krankenhäuser, aber auch am Krankenbett. Die Ordensmitglieder arbeiten gerne mit, was auch wichtig ist, denn unser Charisma ist ja das obsequium pauperum [die Hilfe für die Bedürftigen]. Das geht schlecht vom Schreibtisch aus.“

Der moderne Ritter

Der Zulauf sei groß, man halte sich bei der Zulassung aber sehr bedeckt. Überhaupt könne man gar nicht selbst eintreten, sondern müsse eingeladen werden. Das hänge mit dem Glamour-Faktor zusammen, man wolle eben nicht, dass sich der Charakter des Ordens ändere. Man sei aber keineswegs ein Adelsclub, der heute unter sich bleiben wolle. Im Orden sei es nur noch ein Drittel der Mitglieder, das den „alten Familien“ angehöre.

Was bedeutet es heute, ein ‚Ritter’ zu sein?

„Für mich persönlich spielt eine große Rolle, wie ich unserem Herrn Jesus Christus dienen kann, indem ich den Armen, Kranken, Bedürftigen und jeden Menschen, der mir begegnet, als Repräsentanten Christi sehe. Hier sitzt Christus vor mir: Wenn er bettelt, wenn er ein Geschwür hat, wenn er ein betrunkener Randalierer ist. Diese Einstellung so einzuüben, dass sie einen nicht verlässt, auch wenn der Gegenüber echt unappetitlich ist - das ist es, glaube ich, was ich heute „ritterlich“ nennen würde.“

(rv 08.02.2013 ord)







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