Großbritannien: Bischöfe warnen vor Konsequenzen der Ehe-Reform
Nach der Abstimmung im britischen Unterhaus zur Ehereform haben Kirchenvertreter Enttäuschung
zum Ausdruck gebracht. Zugleich warnten sie vor den gesellschaftlichen Folgen einer
möglichen Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe in Großbritannien.
„Die
vorgeschlagene Änderung wird katastrophale Konsequenzen für die Ehe als Institution,
für das Familienleben in Großbritannien und für alle menschlichen Beziehungen, nicht
zuletzt unter jungen Menschen, haben“, schreibt Bischof Philip Anthony Egan von Portsmouth
in einer Erklärung. Die Abstimmung vom Dienstag sei in „Orwellscher Manier“ verlaufen;
Premierminister David Cameron wolle den „Willen einer Minderheit“ durchsetzen, so
Egan. Ähnlich äußerte sich Erzbischof Peter Smith von Southwark. Bei der Abstimmung
sei klar geworden, dass die Regierung „eine Reihe tiefgehender Probleme nicht durchdacht“
habe, die von Parlamentsmitgliedern eingebracht worden waren, so Smith, der stellvertretender
Vorsitzender der Bischofskonferenz von England und Wales ist. Eine Mehrheit von 400
Abgeordneten hatte am Dienstag für die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe gestimmt,
nur 175 stimmten dagegen. Der Gesetzentwurf muss in einem nächsten Schritt vom britischen
Oberhaus abgesegnet werden. Smith rief die Politik zu einer gründlichen Debatte über
das Thema auf: „Es wird extrem wichtig sein, dass die vielen Bedenken, die wir und
andere zur Sprache gebracht haben, bei den nächsten Abstimmungen im Parlament vollständig
und gründlich in Erwägung gezogen werden“.
Egan warnte derweil auch vor möglichen
Konsequenzen einer Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe für den gesellschaftlichen
Dienst der Kirche. Mitarbeiter etwa im Bereich der Adoptionsvermittlung oder Lehrer
in katholischen Schulen würden bei Umsetzung der Reform unter einen „intolerablen
moralischen Druck“ geraten.
Auch der künftige anglikanische Primas von Canterbury
bekräftigte unmittelbar vor dem Votum im Unterhaus sein Nein zur gleichgeschlechtlichen
Ehe. Er habe „keine Ahnung“, wie die Abstimmung ausgehen werde, aber er stehe selbstverständlich
zur Ablehnung der gleichgeschlechtlichen Ehe, wie sie die anglikanische Kirche von
England formuliert habe, so Erzbischof Justin Welby nach Angaben der Vatikanzeitung
Osservatore Romano.