2013-02-05 15:42:47

Papst lauscht Verdis und Beethovens Klängen


RealAudioMP3 Die Ouvertüre von Verdis „Die Macht des Schicksals“ eröffnete am Montagabend ein Konzert für Papst Benedikt XVI. in der päpstlichen Audienzhalle. Italien und der Vatikan gedachten damit der Unterzeichnug der Lateranverträge vor 84 Jahren. Die vom Weltklasse-Dirigenten Zubin Metha geleitete Darbietung war zugleich eine Würdigung der nunmehr fast achtjährigen Amtszeit von Papst Benedikt XVI. Italiens scheidender Präsident Giorgio Napolitano unterstrich in einer emotionalen Ansprache die enge und konstruktive Zusammenarbeit beider Staaten und ging auf die persönlichen Begegnungen mit Benedikt XVI. ein:

„Ich erinnere mich an unsere Treffen und die Gespräche, die wir an vielen Gelegenheiten im Laufe dieser sieben Jahre hatten. Unser Dialog über Italien, Europa, den Frieden, über die Politik als Dimension des menschlichen Handelns, auch über die philosophischen und moralischen Wurzeln der politischen Aufgabe war für mich sehr bereichernd.“

Benedikt XVI. würdigte die musikalische Darbietung als „bemerkenswert“ und interpretierte Verdis Komposition als „inniges Gebet“. Mit der Frage des Schicksals greife der Komponist die eigene spirituelle Suche auf, thematisiere Gott, den Glauben und die Kirche, so der Papst in seiner Ansprache nach dem Konzert:

„In der „Macht des Schicksals“ zeichnet sich das Drama der menschlichen Existenz ab. Gezeichnet durch die Sehnsucht nach Gott, nach seiner Barmherzigkeit und Liebe, die auch im Dunkel Licht, Sinn und Hoffnung schenkt. Der Glaube bietet uns diese Perspektive. Sie ist nicht illusorisch, sondern real, wie es der heilige Paulus sagt.“

Auch auf Beethovens 3. Sinfonie „Eroica“, die aufgeführt wurde, ging der Papst ein. Der deutsche Komponist zeichne in diesem Werk musikalisch das Ideal des Helden, der Freiheit und Gleichheit bringe, führte der Papst aus:

„Dieser Held steht vor der Wahl des Rücktritts oder des Kampfes, er muss wählen zwischen Tod oder Leben, und die Symphonie beschreibt diese Gefühle mit einem Reichtum an Farben und Themen, die bis dahin unbekannt waren. “

Der Trauermarsch im zweiten Satz lade zum Nachdenken über den Tod ein, aber auch über das, was über diesen hinausgehe, so der Papst weiter:

„Der berühmte Trauermarsch, die Meditation des Todes, beginnt mit dramatischen und desolaten Tönen, wird aber im zentralen Teil fröhlicher. Eine heitere Oboenmelodie und dann die Doppelfuge, laden uns ein, über den Tod, das Jenseits, die Unendlichkeit zu reflektieren.“

Für den indischen Maestro Mehta ging am Montagabend ein Traum in Erfüllung: Er hatte schon einmal vor einem Papst dirigiert, nämlich vor Papst Paul VI. Eine Darbietung vor Benedikt XVI. stand seitdem ganz oben auf seiner Wunschliste. Das verriet Metha 2011 in einem Interview mit Radio Vatikan:

„Ich würde so gerne einmal auch vor Papst Benedikt XVI. dirigieren! Ich habe ihn einmal getroffen, in München. Da habe ich in der Kirche eine Messe dirigiert, bei der Trauerfeier von Frau Sawallisch. Ich möchte sehr gerne vor Papst Benedikt dirigieren.“

Der polyglotte Musiker hat schon als Jugendlicher den Brückenschlag zwischen Kulturen und Religionen erlebt. Da hat er sich freilich noch nicht träumen lassen, dass er einmal vor gleich zwei Päpsten auftreten wird. Metha:

„Ich bin als Nichtchrist von den Jesuiten erzogen worden; in meiner Klasse in Bombay waren unter dreißig Schülern sechs verschiedene Religionen bzw. Konfessionen vertreten: Katholiken, Protestanten, Hindus, Moslems, ich bin Parse, und Sikhs. Ich habe in der Schule Matthäus, Markus und die Apostelgeschichte studiert. Es war wunderbar! Ich habe religiösen Hass oder so etwas in meiner Jugend überhaupt nicht gekannt. Wir haben uns übereinander lustig gemacht, aber niemals etwas Negatives gesagt!“

(rv 05.02.2013 pr/mw)








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