Der päpstliche Familienrat
hat seinen Arbeitsplan für die kommenden Monate vorgestellt. „Von Mailand nach Philadelphia“
– unter diesem Titel sichten die Mitglieder des Rates die Ergebnisse des Weltfamilientreffens
vom vergangenen Sommer in Mailand, um auf dieser Grundlage das kommende Weltfamilientreffen
in Philadelphia vorzubereiten. Der Präsident des Rates, Erzbischof Vinzenzo Paglia,
stellte die Details an diesem Montag auf einer Pressekonferenz vor. Umfragen in
Italien hätten zum Beispiel gezeigt, dass 80 Prozent der Jugendlichen die Ehe – kirchlich
oder auch nicht – einer anderen formlosen Lebensgemeinschaft vorzögen. In Frankreich
habe eine Umfrage gezeigt, dass 77 Prozent der Jugendlichen die treue Lebensgemeinschaft
mit einem einzigen Partner für das ganze Leben als Ideal hätten.
„Dieses
Bedürfnis junger Menschen wird zerstört durch eine Kultur, die das Individuum bevorzugt,
die das ‚Ich’ dem ‚Wir’ vorzieht, das Individuum der Gesellschaft, die Rechte des
Einzelnen den Rechten der Familie. Deswegen wird sich der päpstliche Familienrat anlässlich
des 30. Jahrestages ihrer Erstabfassung vor allem um die Charta der Rechte der Familie
kümmern.“
Die Konzentration auf die Rechte des Einzelnen habe mittelfristig
geschadet, so Paglia:
„Die Demokratie braucht die feste und stabile Familie.
Das Primat des ,Ichs‘, des Individualismus, der vorgibt, schrankenlose Rechte zu haben
- dieses Primat riskiert, den Zusammenhalt der Gesellschaft ernsthaft zu beschädigen.“
Paglia
betonte, dass zum Erhalt der Familien Einzelrechte zurückgestellt werden müssten.
Damit würde man aber letztlich auch dem Einzelnen helfen, denn das Familie-Sein sei
ein Grundbedürfnis des Menschen.
„Deswegen müssen wir die Worte Benedikt
XVI., dass die Ehe in sich selber eine Frohe Botschaft für die Welt heute ist, in
der Perspektive der menschlichen Bedürfnisse sehen: Es ist nicht gut, dass der Mensch
allein ist. Die Einsamkeit macht allen Angst.“
Die Ehe und Familie seien
und blieben die Grundlage der Gesellschaft, auch wenn der gegenwärtige Druck – der
ökonomische und der Druck von anderer Seite – das Leben in Familien erschwere. Wenn
die Kirche sich um dieses Erbgut der Menschheit kümmere, sei das nicht nur ein Dienst
für sie selbst, sondern für alle. Die Kirche sei in diesem Sinne bewahrend, aber sie
wolle – in den Worten Paglias – „die Zukunft bewahren“.