Erzbischof José Gomez von Los Angeles hat Äußerungen in einem Brief präzisiert, nach
denen sein Amtsvorgänger Kardinal Roger Mahony gleichsam zur unerwünschten Person
im Erzbistum erklärt wurde. Sowohl Mahony als auch Weihbischof Thomas Curry blieben
auch künftig vollgültige Bischöfe im Erzbistum „mit dem vollen Recht, die Sakramente
zu spenden“ und „ohne Restriktionen“ Dienst zu tun. Sie seien Bischöfe „in good standing“.
Das schreibt Gomez in einer kurzen Erklärung. Sein Bannstrahl hatte zuvor Kardinal
Mahony und Weihbischof Curry getroffen, weil sie in der Vergangenheit, vor allem in
den achtziger Jahren, versucht haben, Priester bzw. kirchliche Mitarbeiter vor einer
Anklage wegen Kindesmissbrauch zu bewahren. Mahony hatte seine Fehler, die sich auch
aus vom Erzbistum veröffentlichten Akten ergeben, eingestanden und um Entschuldigung
gebeten.
In einem Offenen Brief an seinen Amtsnachfolger in seinem Blog wirft
Mahony Gomez vor, „nicht einmal in den letzten Jahren irgendwelche Fragen oder Kritik
an unserer Praxis oder Prozedur im Umgang mit kirchlichen Missbrauchsfällen geäußert“
zu haben. Gomez wisse genau, dass das Erzbistum noch unter Mahonys Regie aus den Fehlern
der Vergangenheit gelernt habe und „geradezu Pionier im Kindes- und Jugendschutz geworden“
sei.
Zunächst habe ihn „nichts in meiner Erziehung darauf vorbereitet, einmal
mit diesem schwerwiegenden Problem umzugehen“. Es stimme, dass er als Erzbischof Priester,
die unter Missbrauchsverdacht standen, wegversetzt habe. Aber er habe in diesen Fällen
immer auf einer Behandlung der Priester durch Experten bestanden. „Keiner sagte uns
jemals, dass diese Prozeduren nicht wirksam seien und dass man Übeltäter gar nicht
behandeln könne, so dass sie dann sicher ihr Amt weiter ausübten“, schreibt Mahony.
Er habe viele Fehler gemacht: „Leider kann ich heute nicht mehr in die achtziger Jahre
zurückkehren und das Getane ungeschehen machen. Aber als ich in den Ruhestand ging,
habe ich Ihnen ein Erzbistum übergeben, das in Kindes- und Jugendschutz anderen in
nichts nachstand.“
Mahony hatte das Erzbistum Los Angeles, an dessen Spitze
er 1985 getreten war, im März 2011 an Gomez übergeben. Seit 1991 ist Mahony Kardinal.
Auf gerichtliche Anweisung hin hat das Erzbistum 12.000 Seiten an Aktenmaterial zum
Umgang mit Kindesmissbrauch veröffentlicht. Erzbischoff José Gomez spricht von einer
„brutalen und schmerzhaften Lektüre“.