Kardinal Braz: „Alte Traditionen verbergen manchmal den Glauben“
An diesem Samstag
feiert die katholische Kirche das Fest der Darstellung des Herrn, auch bekannt als
„Mariä Lichtmess“. Weltkirchlich wird dieser Gedenktag als „Tag des geweihten Lebens“
- und damit als Tag der Ordensleute - begangen. Papst Benedikt XVI. feiert dazu an
diesem Samstagabend mit Ordensleuten einen Gottesdienst im Petersdom. Mit dabei sein
wird auch Kardinal João Braz de Aviz, Präfekt der Kongregation für die Institute geweihten
Lebens und für die Gesellschaften apostolischen Lebens. Im Gespräch mit uns sagte
der Kardinal:
„Für die Ordensleute ist das natürlich ein wichtiger Impuls.
Diese Charismen, die zum Beispiel im monastischen Leben 1.500 Jahre alt sind, sind
ein kostbares Geschenk für die Kirche. Aber auch die neuen Charismen sind das, sie
sind heute Zeugnisse des Geistes.“
Zugleich kritisierte der Kardinal, dass
manchmal unter den vielen Traditionen der Ordensgemeinschaften die ‚Frische des Glaubens’
erst wieder entdeckt werden müsse. Einige historische, traditionelle und kulturelle
Elemente seien heute nicht mehr nötig. Den Tag des geweihten Lebens sieht der Kardinal
als gute Gelegenheit, darüber nachzudenken. Außerdem sei dieser Tag auch eine Chance,
junge Menschen für das Ordensleben zu begeistern:
„Das Ordensleben ist durchaus
ein Weg, nach dem junge Leute suchen. Sie müssen dort dann aber auch etwas Wahres,
Tiefgehendes und Authentisches finden. Oft ist es so, dass junge Leute, die sich berufen
fühlen, sich auf diesen Weg machen, dann dieses Licht, dass sie suchen, nicht finden.
Dieses wirkliche Licht ist etwas, das die Glaubensgemeinschaft und das Charisma des
Ordenslebens weitergeben muss.“
Für ihn persönlich seien solche Momente
der Begegnung immer sehr wichtig, so der Präfekt der Kongregation für die Institute
geweihten Lebens und für die Gesellschaften apostolischen Lebens. Denn der Kontakt
mit jungen, suchenden Menschen sei immer auch eine Glaubensprüfung für einen selbst.