In Moskau berät ab Samstag ein Bischofskonzil über den künftigen Kurs der russisch-orthodoxen
Kirche. Das oberste Leitungsgremium soll unter anderem Änderungen des Kirchenstatuts
und eine Erklärung zum Umweltschutz verabschieden. Mit rund 280 Teilnehmern handelt
es sich um die größte Bischofsversammlung der russischen Kirchengeschichte.
Das
bis Dienstag tagende Gremium soll auch die 2011 erfolgte Wiedergründung des Obersten
Kirchenrates genehmigen. Diesem gehören neben dem Oberhaupt der russisch-orthodoxen
Kirche, Patriarch Kyrill I., auch der Verwaltungschef des Patriarchats und die Leiter
aller siebzehn Abteilungen der Kirche an. Das Bischofskonzil tagte zuletzt im Februar
2011. Seither hat Kyrill I. zahlreiche neue Diözesen eingerichtet und viele Bischöfe
geweiht. Seit seiner Inthronisierung am 1. Februar 2009 stieg die Zahl der Diözesen
um fast 90 auf nun 247 an. Etwa die Hälfte davon liegen im Ausland.
Bereits
am Freitag wollte Staatspräsident Wladimir Putin mit den Teilnehmern des Bischofskonzils
zusammenkommen. In einem vom Kreml veröffentlichen Glückwunschschreiben an den Patriarchen
zum vierten Jahrestag von dessen Amtseinführung schrieb er: „Mit ihrer unermüdlichen
und selbstlosen Arbeit und ihrem hingebungsvollen Dienst für das Vaterland und die
Menschen haben Sie unanfechtbare Autorität gewonnen.“ Die Kirche spiele eine aktive
Rolle bei der Lösung wichtiger sozialer Probleme, in der Bildungsarbeit und bei dem
Schutz von Familien, Müttern und Kindern. Außerdem stärke sie die geistigen und moralischen
Werte in der Gesellschaft, so Putin.
An dem Konzil nehmen auch die drei russisch-orthodoxen
Bischöfe aus Deutschland teil: Erzbischof Feofan aus Berlin, Erzbischof Longin aus
Düsseldorf und Erzbischof Mark aus München. Auf Anraten seiner Ärzte bleibt dagegen
der an der Parkinson-Krankheit leidende Metropolit Wolodymyr, Oberhaupt der ukrainisch-orthodoxen
Kirche des Moskauer Patriarchats, der Versammlung fern.
Die russisch-orthodoxe
Kirche ist die größte orthodoxe Nationalkirche weltweit. Ihr gehören mit 150 Millionen
Mitgliedern mehr als die Hälfte der weltweit rund 250 Millionen orthodoxen Christen
an. Allein in Russland bekennen sich laut einer Umfrage vom November fast drei Viertel
der Bevölkerung zur Orthodoxie - etwa 106 Millionen Menschen. Fast alle übrigen ehemaligen
Sowjetrepubliken zählt das Moskauer Patriarchat ebenfalls zu seinem kanonischen Territorium.