Der Kreislauf der Liebe: Fastenbotschaft des Papstes
Die Fastenzeit fordert
dazu auf, in den „Kreislauf der Liebe“ einzutreten: der Liebe Gottes zum Sohn und
zum Menschen, die dann Liebe zum Nächsten wird. Auf diesem Grundgedanken baut die
diesjährige Fastenbotschaft des Papstes auf, die der Vatikan an diesem Freitag vorgestellt
hat. Wer der Liebe Gottes Raum gebe, der werde ihm ähnlich und seiner Liebe teilhaftig,
heißt es in dem meditativ gehaltenen Text. So werde das Tun der Liebe mehr als nur
ein Gebot: Der Glaube erzeuge die Liebe. Die Nächstenliebe sei damit aber auch als
etwas charakterisiert, das nicht allein Frucht menschlicher Bemühungen sei, derer
man sich also rühmen könne. Sie sei heilbringende Initiative von Gott, die allerdings
keineswegs die Freiheit und die Verantwortung des Menschen einschränke.
Vorgestellt
wurde die Botschaft vom Präsidenten des Päpstlichen Rates Cor Unum, der für die Hilfstätigkeiten
des Vatikan verantwortlich ist. Kardinal Robert Sarah erläuterte die Beziehung von
Glauben und Nächstenliebe: „Wenn wir über diesen Zusammenhang sprechen, sprechen wir
mindestens über zwei Dimensionen: Erstens gibt es keinen Glauben ohne ein Tun; wer
glaubt, will sich dem Nächsten zuwenden. Zweitens erfordere die Nächstenliebe den
Glauben, sie ist ein Zeugnis.“
Der Papst warnt in der Botschaft vor einer
künstlichen Trennung von Glaube und Nächstenliebe. Einerseits sei die Haltung derer
verengt, die „auf den Vorrang und die entscheidende Bedeutung des Glaubens solchen
Nachdruck legen, dass sie die konkreten Werke der Nächstenliebe unterbewerten (...)
und die Nächstenliebe auf einen unbestimmten Humanismus reduzieren. Andererseits ist
es aber genauso verengt, eine übertriebene Vorrangstellung der Nächstenliebe und ihrer
Werke zu verfechten in der Überzeugung, die Werke würden den Glauben ersetzen.“ Sowohl
Fideismus als auch Aktivismus gelte es zu vermeiden, so der Papst.
Außerdem
warnt Benedikt XVI. davor, den Begriff der Nächstenliebe auf Solidarität oder einfache
humanitäre Hilfeleistung zu beschränken. „Wir müssen gerade heute betonen, wie sehr
wir eine Nächstenliebe brauchen, die die vielen verschiedenen Formen der Armut, des
Elends und des Leides kennt,“ fügt Kardinal Sarah aus der Sicht des Päpstlichen Rates
für die Hilfswerke an. „Sie muss die Aufmerksamkeit auch auf die gewalttätigen Konflikte
richten, auch auf die, die von den Medien vergessen werden. Es geht um die Verschlechterung
von Lebensbedingungen, aber es geht auch um Arbeit: Wo diese fehlt, unterbezahlt wird
oder würdelos ist. Das Zentrum der Botschaft, die untrennbare Verbindung von Glaube
und Nächstenliebe, trifft hier einen Nerv, das möchte ich an dieser Stelle in aller
Offenheit sagen. Diese Trennung oder gar Opposition kann verschiedene Formen annehmen,
einige von ihnen kenne ich aus meiner Erfahrung als afrikanischer Bischof.“
Die
Beziehung zu Gott habe immer Vorrang, und so sei „das höchste Werk der Nächstenliebe
die Evangelisierung, der ‚Dienst am Wort’.“ Nichts sei wohltätiger als das gemeinsame
Brechen des Brotes des Wortes Gottes, der Eintritt in eine Beziehung zu Gott sei die
„höchste und umfassendste Förderung des Menschen.“
„Wenn wir das Evangelium
glaubend annehmen, so erhalten wir jene erste und unerlässliche Verbindung zum Göttlichen,
die bewirken kann, dass wir uns ‚in die Liebe verlieben’, so der Papst wörtlich.
Ein
Programmhinweis: Aus Anlass des Jahres des Glaubens werden unsere Radioexerzitien
in dieser Fastenzeit mit Texten von Papst Benedikt XVI. gestaltet.