2013-01-30 14:31:04

Tiroler Altbischof Reinhold Stecher verstorben


RealAudioMP3 Der Tiroler Altbischof Reinhold Stecher ist tot. Er starb am Dienstagabend in einer Innsbrucker Klinik. Der 91-Jährige lag seit der Nacht davor auf der Intensivstation. Wegen seines bereits kritischen Zustands hatte sich Diözesanbischof Manfred Scheuer am Krankenbett seines Vorgängers eingefunden. Er verbrachte auch die letzte Stunde Stechers an dessen Seite, wie die Diözese Innsbruck mitteilte.

Reinhold Stecher war von 1980 bis 1997 nach Bischof Paulus Rusch der zweite Bischof der Diözese Innsbruck, doch er war nicht nur als Bischof bekannt: Bis zuletzt war Stecher auch als Maler und Autor aktiv; zudem half er in der Seelsorge aus, machte Krankenbesuche, hielt Vorträge und Exerzitien. So äußerte sich Stecher beispielsweise im Jahr 2003 auf der Kirchenmesse Gloria in einem Vortrag zum Thema „Worte und Werte“. Hier ein Ausschnitt dieses Vortrages aus unserem Archiv:

„Worte sind billig. Sie kosten nichts. Ich kann hundertmal sagen: ‚Hilfsbereitschaft ist großartig, Frömmigkeit ist wichtig; Sport ist gesund.’ Deshalb wird weder die Hilfsbereitschaft, noch die Frömmigkeit, noch der Sport ein Wert. Werte haben immer ein Preisschild, um es soziologisch nüchtern zu sagen: Wert ist etwas, wofür man bereit ist, Mühe, Zeit, Geld aufzuwenden und anderes dafür zurückzustellen.“

Kardinal Christoph Schönborn würdigte Stecher als Menschen, der „durch seine Person, seine Texte und seine Bilder vielen Menschen die Freude am Glauben und einen Zugang zum Evangelium eröffnete“. Viele habe seine Geradlinigkeit und seine kritische Stimme beeindruckt. Auch nach seiner Emeritierung war Stecher weit über kirchliche Kreise hinaus hochgeschätzt. Besondere Beachtung fanden nicht zuletzt seine Äußerungen zur innerkirchlichen Entwicklung in Österreich, wie etwa sein Eintreten für eine Änderung bei den Zulassungsbedingungen zum Priesteramt.

Stecher selbst bezeichnete sein Studium bei Rahner und Jungmann sowie die Erfahrung des Zweiten Vatikanischen Konzils als besonders prägend für sein Leben. Einen weltweit beachteten Höhepunkt seiner Amtszeit stellte 1988 sein entschlossenes Vorgehen gegen die Legende vom angeblichen jüdischen Ritualmord am „Anderl von Rinn“ dar: Stecher setzte der Legende ein Ende und verbot jeden weiteren Kult. In seine Amtszeit fiel weiters der Besuch von Johannes Paul II. in Innsbruck und die Seligsprechung der beiden Märtyrerpriester Otto Neururer und Jakob Gapp.

1941 von der Gestapo verhaftet
Nachdem Reinhold Stecher 1939 ins Priesterseminar eingetreten war, wurde er 1941 unter der Anklage der Mitbeteiligung an der Organisation einer unerlaubten Wallfahrt von der Gestapo verhaftet und rund drei Monate gefangen gehalten. Nach seiner Entlassung wurde er zum Militärdienst einberufen. Nach kurzer Internierung in Norwegen kehrte er 1945 nach Tirol zurück und konnte sein Theologiestudium - u. a. bei Karl Rahner oder Josef Jungmann - in Innsbruck fortsetzen. Bischof Rusch weihte seinen späteren Nachfolger am 19. Dezember 1947 zum Priester.

Einsatz für Flüchtlinge und Frauen
In der Österreichischen Bischofskonferenz war Bischof Stecher viele Jahre zuständiger Referatsbischof für die Referate Caritas und Frauen. Als Caritas-Referent der Bischofskonferenz ließ Stecher wiederholt durch deutliche Wortmeldungen zur Flüchtlingsfrage und anderen sozialen Problemen aufhorchen. Zugleich war Stecher Vertreter der österreichischen Bischöfe in der Glaubenskommission der Deutschen Bischofskonferenz. 1993 wurde er mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen mit Stern für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet.

(kap/rv 30.01.2013 sta)








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