2013-01-28 13:57:18

Italien: Empörung über Berlusconi


Mit Empörung haben jüdische Gemeinden in Italien auf die positiven Äußerungen des früheren Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi über den faschistischen Staatsführer Benito Mussolini reagiert. Der Präsident der Union der jüdischen Gemeinden, Renzo Gattegna, sagte der Tageszeitung „Il Messaggero“ vom Montag, Berlusconis Worte ließen jeden Sinn für Moral und historische Fundiertheit vermissen. Berlusconi hatte am Sonntag bei einer Veranstaltung zum Holocaustgedenktag in Mailand gesagt: „Die Rassengesetze sind die schlimmste Schuld Mussolinis, der aber in vieler Hinsicht auch Gutes geleistet hat.“ Italien habe sich als schwächerer Verbündeter Nazi-Deutschland nicht entgegenstellen wollen, trage aber nicht die gleiche Verantwortung, so der frühere Regierungschef, der bei den Wahlen Ende Februar erneut mit seiner Partei PdL gewinnen will. Auch bei italienischen Politikern sorgten Berlusconis Äußerungen für Empörung. Es habe niemals einen „guten Faschismus“ gegeben, sagte der Minister ohne Geschäftsbereich und Gründer der katholischen Bewegung Sant´Egidio, Andrea Riccardi, der Zeitung „La Repubblica“. Erst habe der Faschismus den Italienern die Freiheit und dann den jüdischen Bürgern das Leben geraubt.

Die antisemitische Diskriminierung in Italien habe ihren Ursprung vor dem Krieg gehabt und sei ein Produkt des souveränen faschistischen Regimes gewesen, betonte Gattegna. Das Land sei NS-Deutschland unter Mussolini willig bis in die Katastrophe gefolgt. Die jüdische Gemeinde in Rom erklärte laut der Zeitung, die faschistischen Rassengesetze von 1938 könnten nicht einfach als Ausrutscher in der italienischen Geschichte dargestellt werden, sondern seien ein fester Bestandteil der faschistischen Politik gewesen. Der Direktor der römischen Stiftung Schoah-Museum, Marcello Pezzetti, warf Berlusconi ein wahltaktisches Manöver vor. Wenn er rechtsradikale Stimmen sammeln wolle, könne er nicht auf die der italienischen Juden zählen. Dies gelte auch, obwohl sich Berlusconi stets als Freund Israels bezeichne. Dazu passten seine jüngsten Äußerungen nicht.

(kna 28.01.2013 pr)








All the contents on this site are copyrighted ©.