Für den Papst ist ein Ablass ein tiefer Griff in den „Schatz der Kirche“, den Heilige
und große Christen im Lauf der Jahrhunderte aufgehäuft haben. Ablass bedeute nicht:
Jeder für sich, sondern: Sich einklinken und teilhaben am „Überschuss des Guten“.
Der Papst leugnet nicht die Gefahr von Missbräuchen, weist aber darauf hin, dass der
Ablass den Fragen und Anliegen der „einfachen und demütig glaubenden Menschen“ entgegenkommt,
und findet es unfair, „wenn zuletzt nur noch die Missbräuche in Erinnerung bleiben“.
Am Beispiel des so genannten „Portiuncula“-Ablasses aus der Zeit des hl. Franz von
Assisi im 13. Jahrhundert zeigt er, dass der Ablass eine „Verinnerlichung des Bußgedankens“
bedeutet, und lobt seinen „sinnlichen Ausdruck“, der sich etwa in einer Wallfahrt
zeigt. „Hier ist ein Urempfinden der Menschheit im Spiel, das sich... die ganze Menschheitsgeschichte
hindurch vielfältigen Ausdruck geschaffen hat.“ Der Ablass bedeute, sich im Gebet
„hineinfallen zu lassen in die Gemeinschaft der Heiligen“; im geistlichen Bereich
gebe es nun mal „kein Privateigentum“, sondern da gehöre „allen alles“. „Alles kommt
von Christus her, aber weil wir zu ihm gehören, wird auch das Unsere zum Seinigen
und erhält heilende Kraft.“ Genau das sei mit dem Begriff „Schatz der Kirche“ gemeint.
(rv 28.01.2013 sk)
Quelle: Stefan v. Kempis, Grundkurs Benedetto.
Benno Verlag Leipzig, 2006. Foto: Der Marienwallfahrtsort Altötting, Hauptort des
diesjährigen Welttags der Kranken.